Wegen einer anhaltenden Inzidenz über 100 zieht Hamburg die "Notbremse" und macht Lockerungen rückgängig. Manche Bundesländer gehen ähnlich vor, aber nicht alle.
Angesichts steigender Inzidenzwerte hat Hamburg die sogenannte Corona-Notbremse aktiviert und nimmt Öffnungsschritte zurück. Die Pandemielage werde sich absehbar weiter verschlechtern, sagte der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Freitag nach einer Sitzung des Senats.
Hamburg werde wie in früheren Corona-Wellen frühzeitig reagieren, um ein Volllaufen von Intensivstationen mit Corona-Patienten zu verhindern. "Wir können nicht abwarten", sagte Tschentscher.
Der Senatsbeschluss im Überblick:
- Der Einzelhandel in der Hansestadt muss wieder schließen, lediglich die Abholung bestellter Waren bleibt möglich.
- Die Kontaktregeln werden erneut verschärft und erlauben wieder nur Treffen zwischen den Angehörigen eines Hausstands mit einem weiteren Menschen. Das gilt auch im Freien, etwa beim Sport. Für Kinder im Alter unter 14 Jahren gelten aber Ausnahmen.
- Museen und Tierparks müssen wieder schließen.
- Wie manche Länder die Notbremse verweigern
Wo Corona sich schneller ausbreitet, werden auch die Schutzmaßnahmen wieder verschärft. So beschlossen es Bund und Länder. Doch etliche Länder und Kommunen halten sich nicht daran.
Die Regelungen entsprechen dem gemeinsamen Bund-Länder-Stufenplan und greifen ab Samstag. Vorerst nicht betroffen sind Schulen und Kitas. Dort bleibt es bei den zuletzt in die Wege geleiteten Lockerungen. In Hamburg lag die Inzidenz am Freitag den dritten Tag in Folge über 100. Der Senat orientiert sich dabei an eigenen Daten, die vom Robert-Koch-Institut (RKI) ermittelten Tageswerte waren niedriger.
Keine Corona-Lockerungen in Berlin
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sieht angesichts wieder steigender Corona-Zahlen momentan wenig Möglichkeiten für Lockerungen der geltenden Beschränkungen. "Die Zahlen sprechen einfach eine andere Sprache. Und darauf müssen und werden wir mit Sicherheit auch in den nächsten Tagen reagieren", sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) am Donnerstag nach einer Video-Schalte der Länderchefs.
Bereits am Dienstag hatte sich der Senat vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie darauf verständigt, geplante Öffnungsschritte auszusetzen: Weder für die Gastronomie noch für den Einzelhandel sind damit weitere Öffnungen geplant.
Hessen verzichtet auf Öffnungsschritte
Auch Hessen verzichtet auf weitere Öffnungsschritte und die für nächste Woche geplante Rückkehr von Schülern ab der 7. Klasse in den Wechselunterricht. "Wir haben ein sehr dynamisches Geschehen. Die dritte Welle ist da", sagt Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).
Das Wichtigste sei jetzt, alles zu tun, um die Welle so flach wie möglich zu halten. In Hessen liegt die Inzidenz seit Donnerstag bei über 100.
Die bestehenden Regelungen würden vorerst weiter gelten.
Verschärfungen in Baden-Württemberg
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sogar eine Verschärfung der Corona-Auflagen angekündigt.
Angesichts vieler Ansteckungen in Kitas und Schulen könne es zudem sein, "dass wir da auch was ändern müssen", erklärte Kretschmann.
Rheinland-Pfalz setzt auf lokale Maßnahmen
Die rheinland-pfälzische Landesregierung lässt vorerst offen, ob es zu den eigentlich ab 22. März geplanten weiteren Lockerungen der Corona-Beschränkungen kommt. Vor den nächsten Beratungen von Bund und Ländern am Montag riet Ministerpräsidentin Malu Dreyer dazu, auf generelle Schließungen, aber auch auf pauschale Öffnungen zu verzichten. "Wir müssen differenziert vorgehen", sagte die Ministerpräsidentin.
"Denn wir sehen, dass sich Hotspots auch wieder zu Gebieten mit niedrigen Inzidenzen entwickeln können, wenn man konsequent vorgeht. Das macht Mut." Deswegen seien Lösungen notwendig, die "nicht nur schwarz/weiß oder auf/zu lauten".
Dreyer will am Montag nach eigenen Angaben unter anderem über die Außengastronomie sprechen.
Söder hält an Notbremse fest
Auch in Bayern soll es angesichts wieder steigender Corona-Zahlen keine weiteren Öffnungsschritte aus dem Shutdown geben. Theater, Kinos, Konzertsäle und die Außengastronomie müssen damit landesweit weiterhin geschlossen bleiben. Bis auf Weiteres werde das Einvernehmen zu weiteren Öffnungsschritten nicht erteilt, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Donnerstag.
Ministerpräsident Markus Söder hält ebenfalls an der von Bund und Ländern festgelegten "Notbremse" fest. Es mache keinen Sinn, die Notbremse etwa auf 150 hochzusetzen, wie es mancherorts diskutiert werde, sagte der CSU-Chef am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts in München.
Damit Lockerungen überhaupt möglich seien, brauche es eine effektive und über alle Bundesländer hinweg einheitliche Notbremse. Es müsse einen Automatismus geben, dass Lockerungen zurückgenommen werden, sobald es mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gebe, sagte Söder. Dies sei umso wichtiger, weil der generelle Trend in Deutschland wieder schwieriger werde. Die Zahlen zeigten, dass wieder "schwierigere Wochen auf uns zukommen".
Haseloff will derzeit keine Öffnungen zurücknehmen
In Sachsen-Anhalt sollen trotz deutlich steigender Infektionswerte keine Lockerungen der Corona-Regeln zurückgenommen werden. Abgesehen von den Öffnungen der Schulen und Kitas habe keiner der Schritte seit dem 1. März einen signifikanten Einfluss auf die Infektionen gehabt, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Donnerstag.