Mehr als 28 Prozent im Saarland, weniger als 19 Prozent in Sachsen: Das Tempo der Länder bei den Booster-Impfungen unterscheidet sich deutlich. Auch Hamburg steht schlecht da.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach setzt im Kampf gegen Corona und die vierte Welle auf Booster-Impfungen und eine Impfpflicht. Das betonte er zuletzt am Sonntagabend in der ARD.
Saarland vorn, Hamburg und Sachsen hinten
Allerdings zeigen die Zahlen, dass es große Unterschiede beim Tempo der Auffrischungsimpfungen in den Bundesländern gibt.
An der Booster-Spitze liegt das Saarland mit 28,4 Prozent. Schlusslicht ist derzeit Sachsen mit 18,9 Prozent hinter Hamburg mit 19,6 Prozent. Der deutsche Schnitt liegt bei 23,8 Prozent.
Booster nach fünf oder sechs Monaten?
Sachsen liegt generell bei der Impfquote hinten. Dazu kommt: Die Sächsische Impfkommission empfiehlt den Booster "frühestens sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung". Gleiches gilt für Hamburg. Daher können sich dort in der Regel nur Menschen boostern lassen, die bis Mitte Juni vollständig geimpft waren. Das verschleppt anscheinend die Auffrischungen. Denn Hamburg liegt bei der generellen Impfquote mit 75,5 Prozent deutlich über dem Bundesschnitt.
Laut Empfehlungen des Saarlands, das Spitzenreiter beim Boostern ist, können Auffrischungen bereits nach fünf Monaten vorgenommen werden. Auch in anderen Bundesländern werden Booster früher verabreicht.
Zum Beispiel in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Diese Länder haben als erste zudem eine Ausnahme für Geboosterte bei 2G plus eingeführt. Dort müssen Menschen in Restaurants und Hotels ab dem Tag ihrer Auffrischimpfung keinen Corona-Test mehr vorlegen. Die Länder liegen bei den Zahlen im oberen Mittelfeld: In Niedersachsen sind 24 Prozent geboostert, in Rheinland-Pfalz 23,5 Prozent.
"Nach drei Impfungen ist es schon vertretbar, dass man den Test nicht mehr braucht", sagt Klaus Holetschek (CSU), Vorsitzender Gesundheitsministerkonferenz.
EMA und Biontech raten zu Auffrischung nach drei Monaten
Nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA können Booster-Impfungen schon nach drei Monaten erfolgen. Ungeachtet der geltenden Empfehlungen, die Auffrischung nach sechs Monaten zu verabreichen, "sprechen die derzeit verfügbaren Daten für eine sichere und wirksame Auffrischungsdosis bereits drei Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung", hatte der EMA-Direktor für Impfstrategie Marco Cavaleri vergangene Woche gesagt.
Auch Biontech-Mitgründer Ugur Sahin hat sich für eine Auffrischung bereits ab drei Monaten nach der Zweitimpfung ausgesprochen. Mit Blick auf die neue Omikron-Variante des Coronavirus "sind zwei Dosen noch keine abgeschlossene Impfung mit ausreichendem Schutz", sagte Sahin dem "Spiegel". "Wenn sich Omikron, wie es aussieht, weiter ausbreitet, wäre es wissenschaftlich sinnvoll, bereits nach drei Monaten einen Booster anzubieten."
- Booster-Impfung erhöht Schutz deutlich
Knapp 16 Millionen Deutsche haben bisher ihre Grundimmunisierung gegen Corona auffrischen lassen. Wie gut der Booster wirkt, zeigen nun Studien aus Israel.
Mit Material von dpa, AFP und Reuters