Bund und Länder haben eine Verpflichtung zu mehr Homeoffice beschlossen zum Schutz vor Virusvarianten. Aus Sicht von Virologe Drosten reicht diese Regelung jedoch nicht aus.
Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, hat die kürzlich beschlossenen Regelungen zum Homeoffice als unzureichend bezeichnet. "Da hätte man sicher noch mehr tun können", sagt Drosten dem "Spiegel". Es wäre gut gewesen, sich an der irischen Erfahrung im Herbst zu orientieren:
Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch eine Verordnung verabschiedet, welche die Arbeitgeber dazu verpflichtet, den Beschäftigten Homeoffice zu ermöglichen, sofern keine zwingenden betrieblichen Gründe dagegen sprechen. Ein verbindliches Recht auf Homeoffice gibt es aber nicht.
Lobo: Aktuelle Homeoffice-Regelung "zu lasch"
In der ZDF-Sendung "maybrit illner" kritisierte auch Kolumnist Sascha Lobo die aktuelle Verpflichtungsregelung als zu unverbindlich. "Es gibt sieben, acht Layer, mit denen man die Regel doch wieder durchbrechen kann, weil der Arbeitgeber natürlich sagen kann 'das kann hier gar nicht funktionieren'", so Lobo.
Sascha Lobo bei "maybrit illner"
Zudem hätten Arbeitnehmer aufgrund der derzeit schlechten wirtschaftlichen Lage in vielen Unternehmen nicht die Chance, sich Arbeiten im Homeoffice zu erstreiten.
Drosten: Zahlen jetzt drücken - auch mit Homeoffice
Aus Sicht von Drosten müssten angesichts der ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7 aus Großbritannien die Fallzahlen nun möglichst weit nach unten gedrückt werden, sagte Drosten. "Es wäre absolut erstrebenswert, jetzt auf die Null zumindest zu zielen."
Es bestehe momentan noch "die einmalige Gelegenheit", die Verbreitung dieser Variante in Deutschland zu verhindern oder zumindest stark zu verlangsamen. Sollten die Fallzahlen jetzt nicht tief genug gesenkt werden, könne dies im Frühjahr und den Sommer negative Folgen nach sich ziehen.
"Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil von Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Corona-Maßnahmen zu beenden." So würden sich womöglich innerhalb kurzer Zeit sehr viele Menschen mit Sars-CoV-2 infizieren, warnt Drosten:
Zahl junger Infizierter könnte laut Drosten stark steigen
Betroffen seien dann zwar eher jüngere Menschen, die seltener schwere Verläufe haben als ältere:
Der Virologe geht auch nicht davon aus, dass die Fallzahlen automatisch wieder sinken werden, wenn es wärmer wird. "Dass wir 2020 einen so entspannten Sommer hatten, hatte wahrscheinlich damit zu tun, dass unsere Fallzahlen im Frühjahr unter einer kritischen Schwelle geblieben sind", so Drosten. "Das ist inzwischen aber nicht mehr so."
Nach jüngsten Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind in Deutschland inzwischen mehr als 50.000 Menschen im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektionen gestorben. Die Gesamtzahl der Infizierten liegt bei 2,1 Millionen.
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