Trotz teils hoher Inzidenzen haben manche Länder Lockerungen der Corona-Maßnahmen angekündigt. Wie ist die Situation in einigen Nachbarländern und in Italien? Einige Beispiele.
Europa macht sich locker: An dem Tag, an dem im Bundestag die Bundes-Notbremse beschlossen wird, fahren einige von Deutschlands Nachbarstaaten die Corona-Beschränkungen wieder herunter - trotz teils höherer Inzidenz-Werte. Von Dänemark bis Frankreich bieten sie Stufenpläne für Lockerungen an oder setzen sie sogar schon um. Hier die Regelungen in einigen deutschen Anrainer-Staaten und in Italien.
Dänemark: Einkaufszentren und Cafés öffnen, Fans dürfen ins Stadion
Ende März hatte Dänemark einen Fahrplan für Öffnungsschritte beschlossen, den es jetzt konsequent umsetzt - zumindest, solange die Infektionszahlen wie im Moment stabil bleiben. Seit Mittwoch haben nun Einkaufszentren und die Gastronomie größtenteils wieder geöffnet. In Cafés und Restaurants gibt es für den Außenbereich keine Vorgaben, innen müssen ein Tisch reserviert und ein negativer Corona-Test oder Impfbescheinigung vorgezeigt werden. Gleiches gilt für den Besuch von Bibliotheken und Kunsthallen. Im Spitzenfußball dürfen sogar wieder Fans in die Stadien: Bis zu 500 Zuschauer pro Stadionabschnitt sind zugelassen. Zudem gibt es weitere Lockerungen in den Schulen.
Möglich sind die Öffnungen durch eine vergleichsweise niedrige Inzidenz, die fortschreitenden Impfungen und Massentests. Die Sieben-Tages-Inzidenz schwankte zuletzt zwar stark, liegt seit Ende Januar aber fast durchweg unter 100. Dänemark ist laut dem Datenportal "Our World in Data" mit fast 30 Tests pro 1.000 Einwohner am Tag einer der weltweiten Spitzenreiter bei Corona-Tests.
Zudem haben fast 20 Prozent der fünf Millionen Dänen ihre erste Impfdosis bekommen (ähnlich wie in Deutschland). Das Ziel: Ende Mai sollen alle Risikogruppen und impfbereiten Menschen über 50 eine Erstimpfung erhalten haben. Steigen die Infektionszahlen in einer der 90 dänischen Kommunen jedoch stark an, können die Behörden dort wieder einschränkende Maßnahmen erlassen.
Österreich: Ausgangssperre rund um die Uhr - aber "Freiheit zum Greifen nah"
Die Ausgangslage war und ist schwierig: Die Sieben-Tage-Inzidenz war bis Ende März unaufhörlich bis auf über 250 gestiegen, insbesondere in der Hauptstadt Wien, dem Burgenland und Niederösterreich gab es viele Neuinfektionen. Am ersten April trat deshalb der sogenannten "Lockdown Ost" in Kraft, mit knallharten Maßnahmen: Bis heute gelten in Wien und Niederösterreich beispielsweise noch immer Ausgangssperren rund um die Uhr, die Wohnung darf man nur mit triftigem Grund verlassen. Läden, Schulen und die Gastronomie sind geschlossen.
Erst in Folge des Lockdowns gingen die Infektionszahlen dort nun wieder deutlich zurück, während sie jedoch in anderen Bundesländern nach offiziellen Daten stagnieren oder sogar wieder steigen - so in Tirol, Vorarlberg oder Oberösterreich. Landesweit liegt die Inzidenz noch immer noch bei fast 200. Dennoch verkündete Bundeskanzler Sebastian Kurz in der vergangenen Woche:
Alle Branchen sollen in wenigen Wochen unter einem Schutzkonzept öffnen dürfen. Erste landesweite Lockerungs-Schritte im Tourismus, der Gastronomie, der Kultur und dem Sport seien schon im Mai möglich, so Kurz. Masken, Tests und der geplante "Grüne Pass" für Geimpfte, Getestete und Genesene sollen dabei eine wichtige Rolle spielen. Durch die ständigen Massentests in Österreich sei die Dunkelziffer der Infizierten im Vergleich zu Deutschland deutlich geringer, sagte Kurz.
Frankreich: Hohe Inzidenz, dennoch Öffnungen ab Mai angekündigt
Corona hat Frankreich weiter fest im Griff. Seit Ostern gilt im ganzen Land ein konsequeter Shutdown: Nur noch lebensnotwendige Geschäfte sind geöffnet, Menschen dürfen sich nicht ohne wichtigen Grund mehr als zehn Kilometer von ihrer Wohnung entfernen. Die Inzidenz ist zwar bereits deutlich gesunken, mit rund 350 aber immer noch sehr hoch. Regierungssprecher Gabriel Attal sagte am Mittwoch, die ersten Auswirkungen der Maßnahmen seien spürbar - und kündigte Lockerungen an.
Ab dem 3. Mai sollen die Bewegungseinschränkungen aufgehoben werden, die Wiedereröffnung der Geschäfte, einiger Kultureinrichtungen und Außenbereiche der Restaurants könnten für Mitte Mai anstehen, so Attal. Ende April sollen auch Schulen schrittweise wieder öffnen.
Italien: Draghi will "kalkuliertes Risiko" eingehen
Ab dem kommenden Montag sollen Shutdown-Maßnahmen wieder gelockert werden und in Zonen mit mittlerem und niedrigem Infektionsrisiko die Schulen wieder öffnen. Mitte Mai sollen die Schwimmbäder und Anfang Juni Sporthallen und Fitness-Center folgen. Der italienische Regierungschef Mario Draghi sagte, seine Regierung wolle nach einem Rückgang der Neuinfektionen und Fortschritten bei der Impfkampagne ein "kalkuliertes Risiko" eingehen.
Bei den Öffnungsschritten - und vor allem mit Blick auf die Tourismussaison - setzt die Regierung auf den Grünen Corona-Pass, mit dem eine Impfung, ein negativer Test oder eine durchgemachte Corona-Erkrankung nachgewiesen werden kann.