SPD-Vorsitzende Esken fordert die Aussetzung des Sitzenbleibens im Corona-Schuljahr. Die lange Homeschooling-Phase habe das Lernen für viele Schüler besonders erschwert.
SPD-Chefin Saskia Esken hat dafür plädiert, im Corona-Schuljahr generell auf das Sitzenbleiben von Schülern zu verzichten. Außerdem kritisiert sie Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), der Vorstoß für mehr Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei Schulen und Digitalisierung komme viel zu spät.
Es wäre "sehr hilfreich", durch den Verzicht auf Nicht-Versetzungen Druck von manchen Schülern zu nehmen, sagte Esken in einem Podcast des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Esken: Sitzenbleiben nicht sinnvoll
Sie verwies darauf, dass während der langen Homeschooling-Phase Schüler, die zu Hause wenig Unterstützung und keinen Platz für das ruhige Lernen haben, besondere Schwierigkeiten hätten.
Esken fügte hinzu, dass sie auch grundsätzlich nicht viel vom Sitzenbleiben halte. Sie halte dies für eine pädagogisch und in Bezug auf die Entwicklung des Schülers "fragwürdige Maßnahme", die nicht wirke. Partielle Leistungsschwächen oder eine "schwierige Phase", die der Schüler gerade persönlich durchmache, würden nicht dadurch behoben, dass "man einfach ein Schuljahr wiederholt".
Förderangebote statt Sitzenbleiben gefordert
Anstelle des Sitzenbleibens müssten Förderangebote und eine gute Begleitung des Schülers organisiert werden, sagte Esken. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte bereits vor einigen Wochen gefordert, dass am Ende des laufenden Schuljahrs sämtliche Schülerinnen und Schüler versetzt werden müssten.
Während des derzeitigen Shutdowns waren die Schulen in Deutschland wochenlang weitgehend geschlossen. An diesem Montag beginnt in zehn Bundesländern aber wieder der Präsenzunterricht.
Esken glaubt nicht an schnelle Föderalismusreform
Esken warf Bundesbildungsministerin Karliczek vor, ihr Vorstoß für mehr Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei Schulen und Digitalisierung komme viel zu spät. "Wenn man so ein großes Ministerium leitet, dann kann man solche Konzepte gern auch aufstellen und in der Koalition vortragen", sagte sie. Esken fragt im Podcast:
Nun sei es zu spät. "Eine große Föderalismusreform in den letzten sechs Monaten einer Legislatur, ohne dass sie bisher vorbereitet gewesen wäre - da glaube ich jetzt nicht dran." Karliczek hatte erklärt, für eine Grundgesetzänderung kämpfen zu wollen.
Diese sollte dem Bund in Sachen Schule und Digitalisierung eine echte Zusammenarbeit mit den Ländern ermöglichen. Dafür bräuchte sie Zweidrittelmehrheiten in Bundestag und Bundesrat - und damit auch die Unterstützung von Berliner Oppositionsparteien und ihrer Ländervertreter.