Vor dem Corona-Gipfel fordert SPD-Chefin Esken Wechselunterricht an Schulen sowie gestufte Anfangs- und Pausenzeiten. Der GEW zufolge hakt es nach wie vor bei der Digitalisierung.
Einer der Streitpunkte bei den Verhandlungen zwischen Länderregierungen und Kanzleramt über einen Corona-Plan bis Januar könnte das Thema Schulen werden. SPD-Chefin Saskia Esken sieht dringenden Handlungsbedarf, Schulen und Lehrer mehr zu entlasten. Die Lehrergewerkschaft GEW und der Bundeselternrat üben Kritik an der Politik.
Esken fordert eine Entlastung der Schulen durch Wechselunterricht - also Klassenteilung und abwechselndes Lernen zu Hause und in der Schule. Um dies zu ermöglichen, habe der Bund die Länder bei der digitalen Ausstattung der Schulen, Schüler und Lehrer unterstützt, sagte Esken dem "Tagesspiegel".
Esken: Vorgezogene Weihnachtsferien überlegenswert
Auch gestufte Anfangs- und Pausenzeiten seien empfehlenswert, sagt Esken, "gerade auch zur Entzerrung des Schülertransports". In den Schulbussen seien die Kinder und Jugendlichen "teils wie die Sardinen untergebracht", so die SPD-Vorsitzende.
Die Idee eines vorgezogenen Beginns der Weihnachtsferien findet Esken überlegenswert: Dies könne "dem Schutz von Oma und Opa dienen, weil so den Familientreffen an den Weihnachtstagen eine Quarantäne vorangehen könnte", sagte sie.
Die Politik diskutiert über Maskenpflicht, Wechselunterricht und Schnelltest an Schulen. Virologin Corinna Pietsch schätzt ein, wie sinnvoll solche Maßnahmen sind.
GEW: Digitalisierung beschleunigen
Aus Sicht der Lehrergewerkschaft GEW besteht bei der Digitalisierung hingegen noch dringender Nachholbedarf. Die Anschaffung entsprechender Endgeräte für Lehrkräfte und Schüler müsse beschleunigt werden, außerdem brauche es eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur und genügend IT-Systemadministratoren.
Was den Wechselunterricht angehe, so bräuchten die Schulen "eine klare Ansage" von Bund und Ländern, bei welcher Entwicklung des Infektionsgeschehens der Präsenzunterricht einzuschränken sei, sagte Gewerkschaftschefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Tepe kritisiert:
Der Bundeselternrat zweifelt den Nutzen eines früheren Ferienbeginns an. Er sei skeptisch, ob die zusätzlichen freien Tage auch wirklich zu einer freiwilligen Selbstisolierung genutzt würden, sagte der Gremiumsvorsitzende Stephan Wassmuth der "Welt".
Bundeselternrat: Lehrer befürchten Schulschließungen
Allerdings wäre ein etwas früherer Ferienbeginn aus seiner Sicht auch kein sonderlich großes Problem: "Die Lehrer neigen derzeit ohnehin dazu, ihren Stoff in hohem Tempo durchzupeitschen, weil sie befürchten, dass demnächst wieder Schulschließungen oder Quarantäne drohen. Insofern machen zwei Tage Ferien nicht mehr viel aus."