Der Ethikrat empfiehlt der Bundesregierung, für bestimmte Berufsgruppen eine Impfpflicht zu prüfen. Die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus sieht eine Corona-Impfung als Pflicht an.
Der Deutsche Ethikrat empfiehlt angesichts der rasant steigenden Corona-Zahlen eine rasche Prüfung einer berufsbezogenen Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich.
Ethikrat betont Schutzpflichten
"Beschäftigte, die schwer oder chronisch kranke sowie hochbetagte Menschen beruflich versorgen, wie ärztliches und pflegendes Personal, aber auch Mitarbeitende des Sozialdienstes, der Alltagsbegleitung oder der Hauswirtschaft, tragen eine besondere Verantwortung dafür, die ihnen Anvertrauten nicht zu schädigen", erklärte der Ethikrat in Berlin zur Begründung.
Gleiches gelte für Institutionen und Einrichtungen, die dafür verantwortlich sind, die dort versorgten Menschen keinen vermeidbaren gesundheitlichen Gefahren auszusetzen.
Deshalb empfiehlt der Ethikrat der Bundesregierung,
Vielfach diskutierte Sorgen "um etwaige negative Konsequenzen einer solchen Maßnahme, etwa Berufsausstiege in den betroffenen Berufsgruppen", müssten dabei berücksichtigt werden, seien aber im Rahmen der Schutzpflichten gegenüber Menschen aus Hochrisikogruppen zu bewerten.
Ethikrat für ergänzende Teststrategie
Der Ethikrat betont, dass die auf Freiwilligkeit, Information, Überzeugungsarbeit und Vertrauensbildung beruhende Impfstrategie "unverändert wichtig" bleibe. Die Anstrengungen, möglichst alle Menschen von der Notwendigkeit einer Corona-Impfung zu überzeugen, sollten verstärkt werden.
"Außerdem muss eine weiter ausgebaute Teststrategie die Impfstrategie ergänzen", hieß es.
EKD-Ratsvorsitzende Kurschus: Impfen eine Pflicht
Die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, sagte in der ARD, sie halte es für wichtig und auch für eine Aufgabe vom christlichen Auftrag her, dass sich Menschen impfen lassen, die die Möglichkeit haben und bei denen nicht eine Krankheit oder ganz besondere körperliche Situation vorliegt.
"Das halte ich nicht für eine individuelle Entscheidung, bei der ich 'so oder so' sagen kann", ergänzte Kurschus auf die Frage, wie sie zu der aktuell diskutierten Impfpflicht steht. Sie halte es für eine Pflicht, "wenn ich weiß, ich bin für andere Menschen eine potenzielle Gefährdung".