Lockerungen für Geimpfte könnten zu sozialer Spaltung führen, so der Deutsche Ethikrat. Vor allem junge Menschen hätten "einen doppelten Nachteil".
Die Aufhebung von Corona-Auflagen für Geimpfte und Genesene birgt das Risiko einer sozialen Spaltung, so der Deutsche Ethikrat. Die Ethikratsvorsitzende Alena Buyx sagte den Zeitungen der "Funke Mediengruppe", dass vor allem Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studenten "einen doppelten Nachteil" hätten, denn sie seien nicht geschützt und dürften weniger. Geimpfte dagegen hätten den doppelten Vorteil: Sie seien geschützt und dürften mehr.
Man müsse aufpassen, dass "die Spannung nicht zur Spaltung wird". Die Ethikratsvorsitzende erklärte, sie erwarte von der Politik, "dass sie diese temporär ungerechte Situation ernst nimmt, anspricht und gestaltet". Es brauche Angebote für diejenigen, "die ungeimpft weniger Freiheiten haben".
Mehr Testkapazitäten, höheres Impftempo
Buyx schlug vor, Familien und jungen Menschen freiwerdende Testkapazitäten anzubieten. Eine Erhöhung des Impftempos könne "zu einer gesellschaftlichen Entspannung beitragen". Buyx mahnte zudem "mehr sichtbare Wertschätzung den Jüngeren gegenüber" an. Die jüngere Generation habe sich in den zurückliegenden Monaten der Pandemie "für die Alten und Schwachen hintenangestellt".
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Junge Menschen besonders belastet
Die Belastung der jüngeren Generation wird nach Worten von Buyx zunehmend deutlich. "Die ökonomische und mentale Belastung steigt, die psychischen Folgen sind erheblich." So gebe es Bildungsverluste und Lernrückstände, viel Leben sei verpasst worden, sagte die Medizinethikerin.
Auch in Familien werde es zu Problemen kommen: Eltern seien künftig mitunter schon geimpft, die Kinder aber noch nicht. Das führe etwa dazu, dass Kinder im Urlaub in Quarantäne müssten, Eltern aber nicht.