Die Infektionszahlen gehen in Deutschland weiter steil nach oben. In einer neuen Stellungnahme rät der Corona-Expertenrat dazu, bereits jetzt weitere Schritte vorzubereiten.
An diesem Montag wollen die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über die weitere Strategie im Kampf gegen die Omikron-Welle beraten. Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen rasant an - die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen hat heute erstmals die Schwelle von 800 überschritten.
Expertenrat schlägt Alarm wegen Corona-Zahlen
Der Expertenrat der Bundesregierung empfiehlt, sich für einen weiteren starken Anstieg der Corona-Infektionszahlen zu wappnen und mögliche weitere Schritte vorzubereiten. In einer am Samstagabend veröffentlichten Stellungnahme heißt es:
Wenn infolge weiter steigender Inzidenzen kritische Marken etwa bei Klinikeinweisungen erreicht würden, könnten weitergehende Maßnahmen zur Infektionskontrolle nötig werden.
Expertenrat: Kontakte reduzieren und boostern
Sowohl Kontaktbeschränkungen als auch Booster-Impfungen seien notwendig, um die Dynamik der aktuellen Welle zu bremsen und das Gesundheitssystem und die kritische Infrastruktur zu schützen, heißt es in der einstimmig gefassten Empfehlung der 19 Ratsmitglieder. Auf eine Intensivierung der Booster-Kampagne sei daher Wert zu legen.
Durch die bestehende Kontaktreduktionen und das besonnene Verhalten der Bürger sei der international beobachtete steile Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland zunächst verlangsamt worden. Der Expertenrat erwartet aber einen weiteren Anstieg. In der Spitze könnten Sieben-Tages-Inzidenzen "von mehreren Tausend regional erreicht werden".
Gremium erwartet sehr viele Corona-Patienten
Das Ausmaß der Klinikbelastung werde entscheidend von den Inzidenzen bei ungeimpften Erwachsenen und den über 50-Jährigen abhängen. Noch seien diese vergleichsweise niedrig, es seien aber Infektionen in die Gruppe der Älteren eingetragen worden.
Die Hospitalisierungsrate werde niedriger als bei der Delta-Variante erwartet, müsste aber etwa um den Faktor 10 niedriger liegen als im vergangenen Winter, um die erwartete hohe Fallzahl zu kompensieren und das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Von einer derart starken Reduktion sei aktuell trotz Impfungen nicht auszugehen. "Entsprechend sind bei weiter steigenden Inzidenzen sehr viele Krankenhausaufnahmen zu erwarten", schreibt das Gremium.
"Immunitätslücken schließen"
Mit Zunahme der Grundimmunität in der Bevölkerung und Abnahme der Neuinfektionszahlen und Hospitalisierungsinzidenzen sollten die Kontaktbeschränkungen wieder stufenweise zurückgefahren werden. Langfristig sei es dringend erforderlich, "die verbliebenen Immunitätslücken in der Gesellschaft durch Impfungen zu schließen, da ansonsten zyklisch mit erneuten starken Infektions- und Erkrankungswellen zu rechnen ist".
- Wo die Ansteckungsgefahr besonders hoch ist
Corona-Infektionen können im Alltag an verschiedenen Orten passieren. Wo das Ansteckungsrisiko besonders hoch ist, zeigt diese interaktive Story.