Kann eine Impfpflicht die vierte Corona-Welle brechen? FDP-Politiker Theurer setzt auf niederschwellige Impfangebote - und verweist auf den Erfolg in anderen Ländern.
Die Infektionszahlen steigen täglich - und damit auch die Forderungen nach einer generellen Impfpflicht. Während Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und andere Politiker sich für eine solche aussprechen, pocht der mögliche Koalitionspartner der Grünen, die FDP, weiter auf Anreize statt Pflichten beim Impfen- so auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Liberalen, Michael Theurer im ZDF-Mittagsmagazin.
Theurer: Turbo beim Impfen anwerfen
Es sei zwar notwendig, "die vierte Welle zu brechen", allerdings würden Länder wie Spanien und Israel zeigen, dass hohe Impfquoten auch ohne Zwang zu erreichen seien. Israel wäre es ohne Impfpflicht gelungen, durch Boostern und Testen eine Inzidenz von "über 800 im September auf 33 jetzt zu drücken".
Wichtig sei es deswegen, auch jetzt in Deutschland ohne Pflicht "den Turbo" in Sachen Impfen anzuwerfen.
Dafür sei es notwendig, dass es "genügend Impfstoff in der Fläche gibt und dass niederschwellig geimpft wird“ – in Spanien würde beispielsweise am Strand geimpft. Auf die Anmerkung, dass Boostern alleine die vierte Welle nicht brechen könnte, antwortet Theurer: "Doch." Kontraproduktiv für die Impfquote, seien die derzeitigen Verunsicherungen zum Moderna-Impfstoff durch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gewesen.
- Spahn kündigt 2,4 Millionen Impf-Dosen an
Im Dezember sollen für fünf- bis elf-Jährige Kinder 2,4 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs bereit stehen. Das kündigte Gesundheitsminister Spahn an.
"Es kommen viele Dinge zu spät"
Gleichzeitig entgegnet Theurer der Kritik, dass die Ampel-Parteien durch das Beenden der epidemischen Notlage weitere wichtige Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung, wie flächendeckende Lockdowns, aus der Hand gegeben hätten. Auch die alte Rechtslage habe "ja offensichtlich nicht die vierte Welle verhindert", wohingegen die Ampel-Parteien "weitere Verschärfungen eingeführt" hätten. Außerdem gibt der FDP-Politiker zu bedenken:
"Es kommen viele Dinge zu spät", resümiert Theurer. Was wir jetzt bräuchten, sei ein Dreiklang aus "Impfen, Testen, Boostern". Allerdings müssten wir beim Testen viel mehr auf PCR-Schnelltests setzen, als wie bisher auf Antigenschnelltests.
Hier können Sie nachlesen, wie gut Corona-Schnelltests schützen.
- Warum Ungeimpfte ansteckender sind
Auch Geimpfte können sich mit dem Coronavirus anstecken und es übertragen. Im Vergleich zu Ungeimpften ist das Risiko allerdings deutlich geringer. Diese Story erklärt warum.