Trotz steigender Corona-Zahlen: Gesundheitsämter gelassen

    Trotz steigender Zahlen:Corona und Winter: Gesundheitsämter gelassen

    Redakteur Hagen Mikulas, ZDF-Landesstudio Sachsen-Anhalt.
    von Hagen Mikulas
    08.10.2022 | 06:35
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    Die Corona-Zahlen steigen wieder - was bedeutet das für die in der Vergangenheit überlasteten Gesundheitsämter? Grundtenor auf Nachfrage: Wachsame Entspanntheit.

    Sachsen-Anhalt, Magdeburg: Ein Straßenschild mit der Aufschrift "Gesundheitsamt Bürgerbüro" zeigt auf ein Bürogebäude im Norden der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, in dem sich unter anderem das Gesundheitsamt der Stadt befindet.
    Sachsen-Anhalt, Magdeburg: Ein Straßenschild mit der Aufschrift "Gesundheitsamt Bürgerbüro" zeigt auf ein Bürogebäude im Norden der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, in dem sich unter anderem das Gesundheitsamt der Stadt befindet.
    Quelle: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB/dpa

    Die 15 Telefonplätze im ehemaligen Speisesaal des Magdeburger Gesundheitsamtes sind seit Monaten verwaist. Noch vor einem Jahr telefonierten hier Amtsmitarbeiter und Soldaten, um Kontakte von Infizierten nachzuvollziehen.

    Moderne Technik und genug Personal

    Heute gibt sich Eike Hennig, der Leiter des Gesundheitsamtes Magdeburg, kaum besorgt. Und das, obwohl die Corona-Fallzahlen seit Wochen steigen und die 7-Tage-Inzidenz nahe 600 liegt.

    Unser Hauptkriterium ist die Belastung der vulnerablen Gruppen mit der Infektion, auch die Belastung der Intensivstationen in den Krankenhäusern. Und da sieht es im Moment ruhig aus. Und deshalb lehnen wir uns - auch beobachtend - zurück.

    Elke Henning, Leiter Gesundheitsamt Magdeburg

    Zur entspannten Lage trage auch bei, dass das Gesundheitsamt gegenüber dem Vorjahr nun über moderne Technik verfüge. Zudem, sagt Hennig, sichere die Stadt Magdeburg für den Krisenfall eine ausreichende Personal-Reserve zu.
    Mit Blick auf Herbst und Winter sorgt sich Amtsarzt Hennig über neue Corona-Varianten, die bislang in Deutschland allerdings noch wenig verbreitet seien. "Wenn die Varianten schwere Erkrankungen hervorrufen, wenn sie Todesfälle hervorrufen - dann müssen wir wieder anfangen, wie vor zwei Jahren, mit viel Personal jeden einzelnen Fall zu suchen und die Kontakte einzuschränken." Allerdings böten die Impfungen wohl auch dann guten Schutz vor einer schweren Erkrankung, schätzt Amtsarzt Hennig ein.

    Hohe Dunkelziffer an Corona-Fällen

    Schon seit einiger Zeit gehen Experten von einer hohen Dunkelziffer an Corona-Fällen aus, die nicht in der bundesweiten Statistik des Robert Koch-Institut (RKI) erfasst ist. Das ist der Fall, weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Und nur positive PCR-Tests zählen in der offiziellen Corona-Statistik.
    Dennoch hält Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Deutschland gut für Herbst und Winter gerüstet: "Wir haben hoch wirksame Impfstoffe und gut angepasste Impfstoffe. Wir haben Medikamente, die die Sterblichkeit bei den Infizierten gerade in Pflegeeinrichtungen deutlich reduzieren, und wir haben auch gute Hygienekonzepte - zum Beispiel viel bessere Masken, als wir das in der Vergangenheit gehabt haben."

    Optimismus auch im Altmarkkreis

    Grundsätzlich optimistisch sieht man die kommenden Monate auch im Altmarkkreis Salzwedel, im nördlichen Sachsen-Anhalt. Nur rund 85.000 Einwohner leben hier auf einer Fläche, die fast der Größe des Saarlandes entspricht.
    Auch das Gesundheitsamt im Altmarkkreis verfügt inzwischen über bessere Ausstattung und mehr Personal. Neben den 20 Festangestellten stünden zusätzlich 30 weitere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bereit, sagt Dezernentin Kathrin Rösel, die das Gesundheitsamt Altmarkkreis Salzwedel leitet.

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    Die Versorgung der Menschen mit Test und Impfangeboten in einer großen Region mit geringer Bevölkerungsdichte benötige viel Personal. Zudem sei im Landkreis ein Drittel aller Hausarztstellen unbesetzt.

    Altmarkkreis lässt Impfzentren offen

    "Die Menschen, die sich testen lassen wollen, müssen weite Wege auf sich nehmen. Wir versuchen das zu kompensieren, indem wir flächendeckend auch kleinere Testzentren etablieren. Hinzu kommt, dass die Hausarztdichte, die Aufklärung, Betreuung auch Impfung von Bürgern vornehmen können, nicht ausreicht", sagt Rösel.
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    Deshalb betreibt der Altmarkkreis weiterhin zwei Impfzentren in Salzwedel und Gardelegen, während andere Landkreise und Städte in Sachsen-Anhalt ihre Impfzentren längst geschlossen haben.

    Aufklärung greift

    Eine weitere Besonderheit: die unterdurchschnittliche Impfquote. Nicht einmal jeder zweite Bewohner im Altmarkkreis ist gegen Corona geimpft. Die 7-Tage-Inzidenz nimmt auch hier seit Wochen stetig zu. Mit 500 sei sie aktuell zehnmal so hoch wie im vergangenen Herbst, Rösel. Bislang sei aber keines der zwölf Krankenhausintensivbetten im Kreis mit einem Corona-Patienten belegt.
    Das führt Rösel auch auf bessere Aufklärung der Bürger und ihrer Routine ihrer Mitarbeiter zurück: "Jeder weiß, was zu tun ist, wenn mein PCR bzw. der Schnelltest positiv ist. Und auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes sind sicherer im Umgang mit dem Umsetzen der gesetzlichen Vorgaben." Deshalb sieht man sich im Altmarkkreis Salzwedel für den kommenden Corona-Herbst gerüstet.

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