Kliniken sind spektisch, ob die Kontaktbeschränkungen von Bund und Ländern ausreichen. Der Mittelstand vermisst Antworten, der DGB-Chef will die Impfpflicht-Debatte anschieben.
Bund und Länder haben sich bei ihrem Gipfeltreffen auf Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte und Genesene spätestens nach Weihnachten geeinigt. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, bezweifelt, ob die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz für die Bekämpfung der fünften Corona-Welle ausreichend sind.
Es sei "fraglich, ob die Beschränkungen ausreichen, um die Welle flach zu halten und eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden", sagte Gaß den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
Bislang größte Herausforderung für Kliniken
Mit der wesentlich ansteckenderen Omikron-Variante des Coronavirus stünden die Krankenhäuser "vor der bisher größten Herausforderung in dieser Pandemie".
Gaß forderte, dass sichergestellt werden müsse, dass "falls erforderlich sehr kurzfristig, ohne lange Verhandlungsrunden, nachjustiert und weitere Kontaktbeschränkungen beschlossen werden können."
Gaß: Debatte um Impfpflicht vorantreiben
Zentral für die kommenden Wochen sei, dass sich alle an die Regeln hielten, denn der Staat könne gerade die Regeln für private Zusammenkünfte nicht lückenlos kontrollieren. Gaß forderte zudem:
Gaß fordert die Politik parteiübergreifend auf, "die Debatte um die allgemeine Impfpflicht nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern kurzfristig hier eine Entscheidung zu treffen."
Mittelstand: "Unhaltbarer Zustand"
Der deutsche Mittelstand vermisst nach dem jüngsten Corona-Gipfel entscheidende Antworten, wie die Unternehmen die wirtschaftlichen Auswirkungen unbeschadet bewältigen können. Hans-Jürgen Völz, Chefvolkswirt des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe:
"Wieder werden entscheidende Fragen für Wirtschaft und Gesellschaft nicht schlüssig beantwortet," so Völz. Es bleibe der Eindruck eines Planungs- und Kommunikationschaos'. Dies sei nach immerhin zwei Jahren Corona-Pandemie ein "unhaltbarer Zustand".
DGB-Chef: Impfskeptiker ernst nehmen
DGB-Chef Reiner Hoffmann dringt vor der Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht auf eine breitere öffentliche Debatte. Der Düsseldorfer "Rheinischen Post" sagte er hinsichtlich einer angedachten Impfpflicht: Eine breite öffentliche Debatte solle Akzeptanz auch bei denen herstellen, die noch skeptisch sind.
Hoffmann erklärte, man müsse die Bedenken der Impfskeptiker ernst nehmen, aber am Ende auch konsequent sagen:
Bartsch: Vertrauen in Corona-Politik zerstört
Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, sieht das Vertrauen der Bevölkerung in die deutsche Corona-Politik durch die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) vom Dienstag massiv beschädigt.
Es sei irritierend, dass die Corona-Maßnahmen erst ab dem 28. Dezember und nicht schon vor Weihnachten verschärft werden, sagte Bartsch den Zeitungen Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
Pilsinger: Brauchen einen Lockdown
Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger kritisierte die jüngsten Beschlüsse als unzureichend und forderte in der "Augsburger Allgemeinen":
- Ist die Impfpflicht ein Weg aus der Pandemie?
Die Corona-Impfung trägt maßgeblich zur Eindämmung der Pandemie bei. Könnte eine Impfpflicht das Virus sogar ausrotten? Ein Überblick.