Das Impfen gegen Corona hat bundesweit begonnen. Doch Hoffnung auf ein schnelles Ende des Shutdowns wollen Politiker aus Bund und Ländern damit nicht verbinden.
Die Impfungen gegen das Coronavirus haben begonnen - doch von einer Entwarnung ist noch längst keine Spur. Im Gegenteil: Immer mehr Politiker rechnen damit, dass der Corona-Shutdown verlängert werden muss. Auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) äußerte sich pessimistisch.
"Ich rechne damit, dass wir zunächst am 5. Januar, wenn wir uns das nächste Mal treffen, das Ganze noch nicht genau beurteilen können und deswegen den Lockdown noch fortsetzen müssen", sagte Braun in einem Interview mit RTL/ntv.
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) äußert sich ähnlich. Der aktuelle Shutdown müsse aus seiner Sicht bis "Anfang Januar verlängert werden", wird er zitiert. Erst später, Mitte Januar, müsse man schauen, wie sich die Feiertage ausgewirkt haben, um dann weiter zu planen.
Braun: Impfungen entlasten Kliniken
Kanzleramtschef Helge Braun, der auch als Arzt tätig ist, impfte am Montag Mitarbeiter des Gießener Universitätsklinikums gegen das Coronavirus. Er äußerte die Hoffnung, dass der Start der Impfungen die Krankenhäuser entlasten werde und auch die Todeszahlen bald zurückgingen. Die Pandemie werde aber erst zu Ende gehen, wenn ein großer Teil der Bevölkerung geimpft sei.
Aktuelle Corona-Zahlen mit "Vorsicht zu genießen"
Die aktuellen Zahlen seien wegen der Feiertage "mit großer Vorsicht zu genießen", sagt auch Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin. Um eine realistische Einschätzung zu erhalten, müssten die kommenden Tage - auch nach dem Jahreswechsel - abgewartet werden.
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Virologin: Kein rascher Effekt zu erwarten
Deutschland hat mit den Massenimpfungen gegen Corona begonnen. Der Impfstart sei berührend, sagt Virologin Melanie Brinkmann. Sie rechnet aber nicht mit einem raschen Effekt.
Die Situation in den Krankenhäusern zeige eindringlich, wie schwierig die Lage nach wie vor sei. Deshalb müssten die Menschen weiterhin ihre Kontakte reduzieren. "Das gilt natürlich auch für Silvester." Zudem solle weiterhin auf Reisen verzichtet werden, die nicht notwendig sind.
Mehrere Ministerpräsidenten für Verlängerung des Shutdowns
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) geht ebenfalls davon aus, dass der Corona-Shutdown über den 10. Januar hinaus verlängert werden muss: "Ich richte mich darauf ein, dass wir bis März mit Einschränkungen leben müssen", sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte im "Bild"-Talk, dass sie von einer Verlängerung der Maßnahmen über den 10. Januar hinaus ausgehe. "Wir sind noch nicht durch und wir müssen deutlich unter eine Inzidenz von 50 kommen, damit wir wieder in besserem Fahrwasser sind", sagte Schwesig. "Und das wird noch eine lange Strecke."
Infektionszahlen wegen der Feiertage nicht zuverlässig
Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) äußerte sich ähnlich. "Leider werden die Infektionszahlen wegen der Feiertage in den nächsten Tagen nicht sehr zuverlässig sein", sagte der SPD-Politiker der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" vom Montag. "Ob wir im neuen Jahr direkt wieder über Lockerungen reden können, ist deswegen durchaus zweifelhaft", betonte Weil.
Die Länderregierungschefs wollen am 5. Januar mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten. Noch vor diesem Termin wollen die Kultusminister darüber beraten, wie es mit dem Schulunterricht weitergehen soll.