Bei maybrit illner hat Ministerpräsident Söder betont, "kein Problem mit Sputnik V" zu haben, sollte der Impfstoff zugelassen werden. Er warnte vor verfrühten Corona-Lockerungen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat unter dem Vorbehalt ausreichender Prüfung keine Bedenken gegen den russischen Impfstoff Sputnik V. Auf die Frage, ob Sputnik V ein auch in Deutschland anwendbarer Impfstoff sein könnte, sagte Söder am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "maybrit illner": "Wenn die Europäische Medizinagentur sagt, das ist zuverlässig, natürlich."
Söder: Offen für russischen Impfstoff
Er höre sogar, das russische Vakzin solle besser sein als manche jetzt verimpften Stoffe, sagte Söder, fügte aber hinzu: "Aber da muss ich ehrlich sagen: Das können nur die Fachleute beurteilen."
Nachdrücklich warnte der bayerische Regierungschef vor zu frühen Lockerungen bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Wer die harten Maßnahmen zu früh abbreche, scheitere.
Söder: Kein Deal mit Corona möglich
Die Kombination aus Mutationen und "einer überstürzten Lockerung" wäre nicht der dritte Weg zwischen hartem Lockdown und Impfung, sondern "der schlechteste Weg", betonte Söder. Man könne mit Corona auch dann "keinen Deal machen", wenn es für Lockerungen politische Mehrheiten gebe.
Jeder wolle, dass Kinder schnell wieder in die Schule und Eltern wieder zur Arbeit gehen können. Das setze jedoch niedrige Inzidenzen voraus. Bei Lockerungen plädiere er für große Vorsicht. Die "Therapie" gegen die Pandemie "mittendrin" abzubrechen, wäre ein Fehler.
Tschentscher gegen übereilte Lockerungen
Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher sprach sich gegen zu frühe Lockerungen aus. "Wir sind sehr, sehr langsam unterwegs in diese 50er-Grenze. Und wir sollten nicht, sobald wir sie erreicht haben, die Lockerungen beschließen." Dann gehe der Weg schnell wieder Richtung 100. Er warnt:
Jana Schroeder, Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Chefärztin des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der Stiftung Mathias-Spital, betonte, dass die Aufmerksamkeit auf der Impfstoff-Beschaffung liegen müsse.
Schroeder: Mutationen setzen sich durch
"Die 'alte' Corona-Variante geht mehr und mehr zurück, die Mutation setzt sich durch", fügte Schroeder hinzu. Das Gefährliche sei, dass die Mutanten einfacher übertragbar seien.
Die Ärztin forderte im Sinne der "Zero Covid"-Strategie einen "kurzen deutlichen Lockdown" anstelle des aktuellen "Kaugummi Lockdowns". Ihrer Ansicht nach benötige es "intelligente Konzepte", um die Schulen sicher zu machen.
Shutdown: Folgen für Wirtschaft und Familien
Stephan Pusch (CDU), Landrat des Kreises Heinsberg, konstatierte, dass bei der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen auch die Folgen für Wirtschaft, Kinder und Familien im Blick behalten werden müssen:
Pusch forderte deshalb "intelligente Strategien, damit die Kinder auch mal wieder einen Lehrer sehen". Weiterhin erklärte der Landrat, dass man den Menschen auch eine Perspektive bieten müsse, denn "wir sind bei der Kontaktverfolgung darauf angewiesen, dass die Leute mitziehen".
Pusch gab zu bedenken, dass aus heutiger Sicht die Auswirkungen jeder Maßnahme noch nicht klar seien. Sein Vorschlag lautete deshalb, man solle schauen, welche Lockerungen sich wie auswirken und "wenn es aus dem Ruder läuft, muss man aber auch sagen: Wir machen wieder zu".
Schröder: Lockerungen unter Vorbehalt
Kristina Schröder (CDU), INSM-Botschafterin sowie ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ist sich sicher, dass bei der Impfstoff-Einkaufspolitik der EU Fehler gemacht wurden.
Ihrer Ansicht nach hätte man von jedem Impfstoff so viel kaufen müssen, dass er für die Bevölkerung reicht und den Rest ärmeren Länder spenden. Die Impfstrategie begrüßte die ehemalige Bundesministerin jedoch.
Schröder forderte die Politik auf, nicht nur in "Lockdown-Logiken" zu denken, sondern verstärkt auf "Instrumente der Neuzeit" zu setzen. Sie betonte, dass "der Lockdown menschliches Leid mit sich bringt und Tote".