Wann werden Corona-Beschränkungen für Geimpfte gelockert? Beim Impfgipfel von Bund und Ländern wird über Fragen rund um die Impfungen beraten. Was diskutiert wird: ein Überblick.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder kommen am Montagnachmittag für einen Impfgipfel zusammen. Bei der Videokonferenz wird unter anderem im Mittelpunkt stehen, welche Corona-Beschränkungen für Geimpfte und Genesene wegfallen könnten. Anschließend ist eine Pressekonferenz mit der Kanzlerin geplant. Darüber wird diskutiert:
Erhalten Geimpfte Ausnahmen von den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen?
Laut einem Eckpunktepapier vom Wochenende, das dem ZDF vorliegt, ist die Bundesregierung der Auffassung, dass es für vollständig gegen Covid-19-Geimpfte und für Genesene Ausnahmen von den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen geben soll. Ihnen könnten bei Einreiseregeln, Zugang zu Ladengeschäften und bestimmten Dienstleistungen dieselben Ausnahmen eingeräumt werden, die für negativ Getestete gelten.
Aber: Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung oder das Abstandsgebot würden auch für Geimpfte, Genesene und Getestete noch für einen längeren Zeitraum weiter gelten. Auch ein Anspruch auf die Öffnung bestimmter Einrichtungen - etwa Museen oder Schwimmbäder - ergibt sich nach Einschätzung der Bundesregierung aus den für Geimpfte und Genesene festzulegenden Ausnahmen nicht.
- Hier könnte es Freiheiten für Geimpfte geben
Beim Corona-Impfgipfel am Montag soll es auch um mögliche Freiheiten für Geimpfte gehen. Ein Papier zeigt, wo es Ausnahmen geben könnte und wer zusätzlich Freiheiten erwarten kann.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte der Deutschen Presse-Agentur:
Bisher gilt bei Flugreisen bei der Rückkehr nach Deutschland eine Testpflicht, bei der Rückkehr aus Ländern mit hohen Corona-Zahlen müssen Reisende in Deutschland in Quarantäne gehen.
Merkel gegen Gleichstellung von Geimpften und Getesteten
CDU-Vize Julia Klöckner sagte, Geimpfte sollten Freiheiten, die zeitweilig eingeschränkt worden seien, schnell wiedererlangen. Auf die Frage, ob die Menschen in den Sommerurlaub fahren könnten, antwortete sie: "Ich bin zuversichtlich. Nichtsdestotrotz müssen wir uns dann auch die Fakten anschauen."
Kanzlerin Merkel warnte jedoch davor, Geimpfte und Getestete gleichzustellen. Für Getestete könne nicht das gelten, was für vollständige Geimpfte gelte, sagte Merkel nach Teilnehmerangaben am Montag in einer hybriden Sitzung des CDU-Präsidiums. Die Sicherheit der Impfung sei viel robuster als die Sicherheit von Tests.
Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert will die Bundesregierung Erleichterungen für Geimpfte zügig auf den Weg bringen. Einen genauen Zeitplan für die Verabschiedung einer entsprechenden Verordnung im Kabinett gebe es aber noch nicht.
Wird die Impfpriorisierung bald aufgehoben?
Die Reihenfolge bei den Impfungen war festgelegt worden, um die Menschen mit dem größten Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, zuerst zu schützen und weil Impfstoff sehr knapp war. Jetzt sind die meisten impfwilligen Hochbetagten versorgt, es gibt mehr Impfstoff - allerdings noch nicht so viel, um jeden, der will, sofort zu impfen.
Minister Scheuer plädierte dafür, die Impfpriorisierung möglichst bald aufzugeben. Geimpfte sollten digital erfasst werden, dann könnte es für sie und für Genesene Erleichterungen geben. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach sich in der ARD dafür aus, die Impfpriorisierung möglichst schnell aufzuheben. Ob dies noch im Mai möglich sei, könne er aber noch nicht sagen. "Wichtig ist, dass es schnell geht."
Wo steht Deutschland beim Impfen?
Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montag (8:00 Uhr) wurden bislang 25.446.941 Impfungen gegen Corona verabreicht. Demnach haben 23,4 Prozent der Bundesbürger eine erste Impfung erhalten - 7,2 Prozent sind vollständig geimpft. Somit ist mehr als jeder fünfte Bürger mindestens einmal geimpft. Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass im Laufe des Monats Mai jeder Dritte in Deutschland die erste Impfung gegen Corona erhalten haben wird.
Wie viele Impfdosen bekommt Deutschland?
Bis zum Sonntag wurden laut RKI etwa 29,9 Millionen Dosen Impfstoff nach Deutschland geliefert. 85,1 Prozent dieser Dosen wurden bis dahin gespritzt. Für das zweite Quartal haben die Hersteller laut Bundesgesundheitsministerium 80 Millionen Impfdosen zugesagt, davon sind etwa 50 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer.
Die Impfzentren sollen ab Mai wöchentlich allein rund 2,25 Millionen Dosen von Moderna und Biontech/Pfizer bekommen. Zudem beteiligen sich mehr als 65.000 Ärzte in Praxen an den Impfungen. Sie sollen von dieser Woche an erstmals mehr als zwei Millionen Impfdosen spritzen - in der kommenden Woche sollen es mehr als drei Millionen Dosen sein.
- Bis Ende Juli könnten alle geimpft sein
Zwei Forscher vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung haben errechnet: Eine vollständige Corona-Impfung aller impfwilligen Erwachsenen ist bis Ende Juli machbar.