Deutschland wartet auf die Zulassung des Corona-Impfstoffs durch die Ema. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft will schnelleres Handeln - und fordert die Notfallzulassung.
In den USA, Großbritannien, Kanada, Israel und Bahrain sind Impfungen gegen das Coronavirus bereits angelaufen. Deutschland will noch warten. Hier soll erst geimpft werden, wenn die Europäische Arzneimittelbehörde (Ema) den Impfstoff freigibt - und eine ordentliche Zulassung vorliegt.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) kritisiert das. Sie fordert jetzt eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer.
DGK: Notfallzulassung wäre der richtige Weg
Der Präsident der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, appelliert, möglichst früh mit dem Impfen zu beginnen. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland äußert er:
Mit einer Notfallzulassung sei es möglich, "noch vor Weihnachten mit mobilen Teams in Pflegeheime" zu gehen und die Bewohner dort zu impfen, betont Gaß.
Lauterbach kritisiert Verzögerungen im Zulassungsverfahren
Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert die Dauer des Zulassungsverfahrens durch die Ema.
Eine Notfallzulassung sei auch in Deutschland rechtlich möglich gewesen, ergänzt Lauterbach. Sie sei aber nicht vorbereitet worden, weil man nicht mit Verzögerungen der Zulassung auf europäischer Ebene gerechnet habe.
Während in Großbritannien bereits gegen Corona geimpft wird, darf der Impfstoff in Deutschland noch nicht eingesetzt werden. Wann könnte auch hier mit Massenimpfungen begonnen werden?
Jetzt sei es für eine Notfallzulassung aber zu spät, so Lauterbach. Sie würde zum jetzigen Zeitpunkt demnach mehr Zeit in Anspruch nehmen, als das Zulassungsverfahren der Ema einfach abzuwarten. Mit einem Impfstart in Deutschland rechnet Lauterbach aber erst im Januar. Bis dahin komme es darauf an, vor allem "Menschen in den Pflegeheimen zu schützen", betont der SPD-Politiker.
Spahn spricht sich gegen Notfallzulassung aus
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will den Weg einer Notfallzulassung für Deutschland nicht gehen, wie er zuletzt im ZDF heute journal erklärte. Zwar gelte es, den Impfstoff schnellstmöglich zuzulassen - aber erst nach sorgsamer Prüfung aller Daten durch die Ema, so Spahn weiter.
Man habe sich von "Anfang an entschieden, keine Notfallzulassung zu machen". Stattdessen setze man auf eine ordentliche Zulassung auf europäischer Ebene. Je früher es dazu komme, desto besser:
Gesundheitsminister Spahn erklärte im heute journal, dass das Ziel sei, noch vor Weihnachten eine ordentliche Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer zu erreichen.
Die Entscheidung gegen eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff sei auch mit Blick auf die Akzeptanz und das Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern getroffen worden.