Am Montag wollen Bund und Länder über die Probleme des Impfstarts beraten. Die Erwartungen an den Gipfel sind hoch. Grünen-Chef Habeck fordert eine "Notimpfstoffwirtschaft".
Angesichts erheblicher Kritik am schleppenden Impfstart und der Produktionsprobleme bei einigen Herstellern will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag mit den Ministerpräsidenten über die Lage beraten.
Die Impfungen in Deutschland und der EU hatten kurz vor dem Jahreswechsel begonnen. Begleitet waren die ersten Wochen von Lieferschwierigkeiten einzelner Hersteller, Problemen bei der Terminvergabe und viel Unmut über fehlenden Impfstoff.
Spahn wirbt um Vertrauen, dritter Corona-Impfstoff zugelassen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte am Samstag Verständnis für Frust und Ungeduld, warb aber auch um Vertrauen. "Es kommen jede Woche Impfstoffe, und es werden auch mehr, Zug um Zug."
Man habe ein Jahr nach Beginn der Pandemie drei zugelassene wirksame Impfstoffe. Neben den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna hatte die EU am Freitag auch jenes von Astrazeneca zugelassen.
Länderchefs beklagen mangelnde Planungssicherheit
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) beklagte, trotz der angekündigten fünf Millionen weiteren Impfdosen habe man nicht einmal für vier Wochen Lieferklarheit.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte am Samstag via Twitter moniert: "Gerade teilt das Bundeskanzleramt mit, dass jetzt auch die zugesagten Lieferungen der Moderna-Impfstoffe reduziert werden. Wie soll man da Impfungen planen?"
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Grünen-Chef Habeck fordert "Notimpfstoffwirtschaft"
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich fordert vom Gipfel "genauere und verbindliche Aussagen darüber, wie die Pharmaindustrie ihre Lieferverpflichtungen einhalten will und wie sie die Produktion von Impfstoffen aufstocken kann, damit die Verimpfung vor Ort reibungslos funktionieren kann". Gesundheitsminister Spahn müsse "einen verlässlichen nationalen Impfplan" vorlegen, sagte Mützenich der "Welt am Sonntag".
Grünen-Chef Robert Habeck forderte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag) eine "Notimpfstoffwirtschaft", um mehr Impfstoff zu produzieren. Alle Pharmakonzerne seien "unverzüglich ihren Fähigkeiten entsprechend in die Produktion einzubeziehen", verlangte Habeck.
Der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, sagte der "Bild am Sonntag": "Jede mögliche Produktionsstätte muss auf Corona-Impfstoffe umgestellt werden. Zugelassene Impfstoffe müssen im Notfall auch mit einer Zwangslizensierung von anderen produziert werden."
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