Das Impfangebot für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren polarisiert weiter. Arbeitsminister Hubertus Heil verteidigt die Entscheidung bei Lanz - und erhält virologische Zustimmung.
Am Montag haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern ein Impfangebot für alle ab zwölf Jahren beschlossen. Die Politik setzt sich damit über die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) hinweg. Darüber haben Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), Virologin Ulrike Protzer, Journalistin Kristina Dunz und ein Vertreter des Jugendrats der Generationen Stiftung, Moritz Piepel, bei Markus Lanz disktuiert.
Arbeitsminister Heil verteidigte die Entscheidung der Gesundheitsminister dabei. Die Corona-Impfung für alle ab zwölf Jahren anzubieten, sei "keine Experimentiererei mit unseren Kindern", sondern "eine vertretbare Entscheidung". Auch Virologin Prozter sagte: "Die Impfung ist super sicher."
Sehen Sie die Aussagen von Arbeitsminsiter Heil hier im Video.
Virologin: Abstimmung von Stiko und Politik wäre vernünftiger gewesen
Heil versicherte zudem, dass die Entscheidung nicht ohne wissenschaftliche Grundlage gefällt worden sei. Die Empfehlung der Gesundheitsminister sei auf "Basis von Evidenzen in anderen Ländern erfolgt". Für Virologin Protzer wäre es dennoch vernünftiger gewesen, wenn Stiko und Politik sich abgestimmt hätten.
Für die Journalistin Kristina Dunz, stellvertretende Leiterin der Hauptstadtredaktion des RedaktionsNetzwerk Deutschland, hätte es gar nicht zu einem Konflikt kommen müssen, wenn die Stiko schneller entschieden hätte. Es sei ein "Warten auf die Wissenschaft", dem "die Politik etwas entgegensetzen wollte".
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Der 22-jährige Moritz Piepel erinnerte im Rahmen der Debatte zudem an die Eigenverantwortung junger Menschen. "Ich glaube schon, dass man die Entscheidung auch jüngeren Menschen zumuten kann. 12- bis 18-Jährige können das eigenständig entscheiden."
Risiko-Abwägung: Für wen ist die Corona-Impfung sinnvoll?
Virologin Protzer sagte, die Entscheidung, ob man sich impfen lasse, sei immer eine Abwägung möglicher Risiken. Dabei differenzierte sie zwischen Kindern und jungen Erwachsenen. "Der persönliche Grund, schwer krank zu werden, ist bei den Kindern nicht gegeben." Das individuelle Risiko der jungen Menschen sei gering.
"'Erwachsen' fängt bei den jungen Erwachsenen ab 16 Jahren an, weil sie viele Sozialkontakte und viel wechselnde Kontakte haben", definierte die Münchener Professorin. Vor allem an den Universitäten seien Impfungen "extrem wichtig", da die Kontaktzahlen, beispielsweise beim Besuch verschiedener Vorlesungen, sehr hoch seien.
Impfung eine Frage der Solidarität
Der Physikstudent Piepel berichtete aus seinem Umfeld: "Der Großteil ist bereits geimpft. Ich erlebe, dass sich viele junge Menschen sehr verantwortungsvoll verhalten."
Gerade junge Menschen würden wollen, dass Universitäten und Schulen geöffnet werden beziehungsweise offenbleiben. Arbeitsminister Heil versprach dazu:
Er blickte direkt in die Kamera, als er sagte: "Erwachsene, lasst euch impfen - auch im Namen der Kinder." Es sei nicht nur "eine Frage der Eigenverantwortung und des eigenen Schutzes, sondern auch der Solidarität mit Pflegerinnen und Pflegern und der jüngeren Generation." Impfen sei für Erwachsene "ein Gebot der Vernunft".