Während Schulen und Kitas vielerorts schrittweise geöffnet werden, wird darüber diskutiert, Lehrer und Erzieher früher für Impfungen zuzulassen. Was spricht dafür, was dagegen?
Während über den Weg aus dem Shutdown in vielen Punkten noch diskutiert wird, lockern viele Bundesländer im Bildungsbereich bereits. Kitas und Schulen öffnen schrittweise wieder. Um das Infektionsrisiko für Beschäftigte zu verringern, wird nun auch von Regierungsmitgliedern gefordert, die Priorisierung von Lehrern und Erziehern bei der Impfreihenfolge zu erhöhen. Was dafür und dagegen spricht:
Bisher gilt "erhöhte Priorität" bei der Corona-Impfung
In der Corona-Impfverordnung sind derzeit drei große Gruppen bei der Reihenfolge vorgesehen: von Gruppe eins mit "höchster Priorität" bis Gruppe drei mit "erhöhter Priorität". Lehrkräfte und Erzieher gehören dabei bisher nur zu Gruppe drei. Auf eine Impfung müssten sie demnach voraussichtlich noch bis zum Sommer warten.
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Bundeskanzlerin Merkel und die Regierungschefs der Länder hatten das Gesundheitsministerium aber gebeten, zu prüfen, ob sie vorgezogen werden könnten. Für eine Verschiebung in Gruppe zwei müsste die geltende Verordnung angepasst werden.
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Corona-Impfungen: Wer wird wann geschützt?Heute ist die geänderte Impfverordnung in Kraft getreten. Was ändert sich und wer kriegt die Corona-Impfung als nächstes? Aktuelle Zahlen zu Impfstoff-Lieferungen geben Aufschluss.
Was spricht für eine höhere Priorisierung?
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey befürwortete im ZDF-Morgenmagazin eine höhere Priorisierung: "Wir haben gesehen welche Systemrelevanz die Kinderbetreuung (...) hat." Darum sei es nötig, "dass das Personal jetzt auch zügig geimpft wird".
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hatte sich zuvor ebenfalls dafür ausgesprochen: "Sollte eine große Zahl von Lehrkräften und der Beschäftigten in den Kitas durch eine Impfung geschützt sein, wäre dies ein Beitrag, um eher Schüler und Schülerinnen in den Schulen selbst unterrichten zu können oder eher Kinder in den Kitas betreuen zu können."
Zwar gäbe es Herausforderungen beim Homeschooling, doch "dass alle das Schuljahr wiederholen müssen, sehe ich nicht", so die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD).
Von den Bundesländern hatte sich unter anderem Niedersachsen für frühere Impfungen eingesetzt. Einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" zufolge habe das Land zu viele Impfdosen auf Lager, auch weil Betroffene ihre Termine für Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca nicht wahrnehmen.
Im "moma Duell" sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Bundestag auch vor diesem Hintergrund: "Ältere zuerst impfen ist in Ordnung, aber wenn Impfstoff übrig ist, dann muss man die Prioritäten jetzt auch ändern."
Sollte Deutschland die Priorisierung für Corona-Impfungen ändern? Darüber debattieren im moma Duell Unions-Fraktionsvize Georg Nüßlein und FDP-Fraktionsvize Michael Theurer.
Zu große Impfstoffknappheit?
Unions-Fraktionsvize Georg Nüßlein sprach sich an derselben Stelle dafür aus, den aktuellen Impfplan vorerst beizubehalten. Die Knappheit des Impfstoffes führe dazu, dass eine Reihenfolge festgelegt werden müsse.
Oberstes Ziel sei dabei immer gewesen, eine Triage zu vermeiden, also, dass Ärzte aufgrund zu vieler schwerer Fälle entscheiden müssen, wer behandelt werden kann. Die Ständige Impfkommission (Stiko) habe eine Wegmarke gegeben, die eingehalten werden sollte.
Diese blieb auch bei ihrer Empfehlung. Bei der Priorisierung der Reihenfolge stehe nicht eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus im Vordergrund, sondern das Risiko, schwer zu erkranken, sagte Stiko-Chef Thomas Mertens zuletzt bei einer Online-Veranstaltung. Ob jemand schwer erkrankt, hänge aber zuallererst vom Alter ab, und dann von Vorerkrankungen.
Vincent ist schwer querschnittsgelähmt, auch seine Lungenflügel sind betroffen - und trotzdem fällt er durchs Raster in den ersten beiden Impf-Kategorien. Wie viele weitere Menschen mit Behinderung, klagt er gegen die derzeitige Impf-Reihenfolge.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte ebenfalls Überlegungen, Lehrkräfte höher zu priorisieren. Deren Infektionsrisiko sei in der Impfverordnung schon berücksichtigt worden. Ältere und Schwerkranke müssten bei einer höheren Priorisierung noch länger auf ihre Impfungen warten.