Die Kinder- und Jugendärzte kritisieren Pläne für Corona-Impfungen an Schulen. Der dann entstehende Gruppenzwang unter Schülern erschwere freie und unabhängige Entscheidungen.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat die Pläne mehrerer Bundesländer kritisiert, Kinder und Jugendliche an und im Umfeld von Schulen gegen das Coronavirus zu impfen. "Die Jugendlichen stehen in den Schulen sehr stark unter Gruppenzwang, so dass eine freie und unabhängige Entscheidung schwierig wird", sagte der Bundessprecher des Verbandes, der Kinderarzt Jakob Maske, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Maske riet stattdessen zur Impfung in den Praxen: "Das Impfen beim eigenen Kinder- und Jugendarzt hat den Vorteil, dass der Arzt die Familie und das Umfeld gut kennt und die Eltern besser beraten kann, ob die Impfung für die Familie sinnvoll ist oder nicht."
Impfaktionen für Kinder beginnen
Nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf sind in mehreren Bundesländern spezielle Impfaktionen für diese Altersgruppe angelaufen oder in Planung. So werden etwa mobile Impfteams an Schulen geschickt, zudem sind "Familienimpftage" in Impfzentren, Freizeiteinrichtungen oder Tierparks geplant, und es werden spezielle Impfstraßen für Kinder und Jugendliche in Impfzentren eingerichtet.
Der Deutsche Lehrerverband begrüßte hingegen die Pläne, Impfungen an Schulen durchzuführen. "Alles, was die Sicherheit an Schulen schnell erhöht, ist gut", sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dem RND. "Es ist völlig klar, dass eine hohe Impfquote der Schülerinnen und Schüler der wohl wichtigste Baustein für mehr Gesundheitsschutz an Schulen in der Pandemie und damit letztendlich für eine baldige Rückkehr zur Normalität im Schulbetrieb ist."
"Dieser Impfstoff wurde wie fast kein Anderer untersucht und ist damit sehr wirksam und sicher", so Prof. Leif Erik Sander, Leiter Impfstoffforschung, Charité Berlin.
Meidinger: Impfen bleibt freiwillig
Die Befürchtung, dass Konflikte in die Schulen hineingetragen und ein Gruppendruck auf nicht-impfwillige Schüler beziehungsweise deren Eltern ausgeübt werden könnte, teilt er nach eigenen Worten nicht. Es gebe Möglichkeiten, Impfungen so zu organisieren, dass der Schulbetrieb kaum tangiert und die notwendige Anonymität und Freiwilligkeit absolut gewahrt werde, sagte Meidinger.
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