Zahlreiche Menschen in Deutschland sollen gegen Corona geimpft worden sein, obwohl sie noch gar nicht an der Reihe waren. Übrig gebliebene Impfdosen waren die häufigste Begründung.
In mindestens neun Bundesländern sind bereits Menschen gegen Corona geimpft worden, die laut Impfverordnung noch gar nicht an der Reihe gewesen wären. Das ergab eine Recherche der Deutschen Presse-Agentur.
Dabei kamen Kommunalpolitiker, Geistliche sowie Feuerwehrleute und Polizisten zum Zuge, obwohl sie nicht zur ersten Prioritätsgruppe gehören. Die Begründung für die vorgezogenen Impfungen in den meisten Fällen: Am Ende des Tages seien Impfdosen übrig geblieben, die man nicht habe verschwenden wollen.
Die Reihenfolge der Impfungen ist in der Verordnung des Gesundheitsministeriums geregelt: Als erste sollen Menschen über 80 dran kommen und Frauen und Männer, die durch ihre Arbeit im Gesundheitsbereich ein besonders hohes Ansteckungsrisiko haben. Polizisten räumt die Verordnung lediglich eine hohe Priorität ein, Landräte sind nicht gesondert aufgeführt.
Verstöße von Kommunalpolitikern in mehreren Bundesländern
In Sachsen-Anhalt wurden der Landrat des Kreises Wittenberg, dessen Vize sowie der Oberbürgermeister von Halle, Bernd Wiegand, und mehrere Stadträte gegen Corona geimpft. Wiegand sagte, zunächst versuche man, übriggebliebene Dosen an weitere Angehörige der ersten Prioritätsstufe zu vermitteln. Wenn diese nicht erreicht werden, ermittele ein "Zufallsgenerator" Nachrücker.
In Niedersachsen erhielten der Landrat von Peine und sein Stellvertreter Impfdosen - beide baten inzwischen dafür um Entschuldigung.
In Nordrhein-Westfalen waren schon im Januar mehrere Fälle von Kommunalpolitikern bekannt geworden, die deutlich früher als vorgesehen geimpft wurden. Darunter waren etwa der 31-jährige Bürgermeister von Hennef und der Bürgermeister von Wachtberg.
Auch in Bayern bekamen mehrere Kommunalpolitiker verfrüht Impfdosen, unter anderem der Landrat von Donau-Ries und der Oberbürgermeister von Donauwörth impfen. Beide Politiker gaben an, dass sie sich heute anders entscheiden würden. Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier und sein Generalvikar Harald Heinrich haben das Angebot von Impfungen angenommen.
Wo Polizei und Feuerwehr verfrüht geimpft wurden
Nicht überall kamen aber Politiker oder Geistliche früher als vorgesehen zum Zug. In Koblenz in Rheinland-Pfalz nutzte die Feuerwehr, die dort das Impfzentrum betreibt, die Impfreste für das eigene Personal. Knapp die Hälfte der 127 Geimpften sei nicht Teil der ersten Prioritätsgruppe gewesen.
Hamburg impfte bis Ende Januar bereits 102 Feuerwehrleute und zwei Polizisten. Auch Mitarbeiter des Krisenstabes und der Gesundheitsbehörde sind in der Hansestadt schon geimpft worden, darunter auch die Staatsrätin für Soziales.
330 Polizisten wurden im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt im Rahmen eines Feldversuchs geimpft, obwohl sie zur zweiten Prioritätsgruppe zählen. Fast 400 Polizistinnen und Polizisten haben bereits in Sachsen früher als erlaubt eine Schutzimpfung bekommen. Auch dort wurden übrig gebliebene Dosen verwendet.
In Bremen und Hessen sollen einige leitende Angestellte von Krankenhäusern vorzeitig geimpft worden sein.
- Das passiert mit übrig gebliebenem Impfstoff
Corona-Impfstoffe sind ein wertvolles, aber instabiles Gut. Impfteams, Zentren und Behörden versuchen, Verschwendung zu vermeiden. Was übrig bleibt, impfen sie sich gegenseitig.