400.000 Neuinfektionen, die Dunkelziffer dürfte ein Vielfaches betragen: Die Corona-Lage in Indien ist prekär. Dies macht im ZDF auch der deutsche Botschafter vor Ort deutlich.
Überlastete Krankenhäuser, Versorgungsengpässe und mehr als 400.000 Neuinfektionen binnen eines Tages: Angesichts der schweren Corona-Krise in Indien hat Deutschland eine erste Hilfslieferung in das südasiatische Land geschickt.
Eine Bundeswehrmaschine landete am Samstagabend (MESZ) mit 120 Beatmungsgeräten, Medikamenten sowie Personal für den Aufbau einer Sauerstoffanlage an Bord nach Neu Delhi. Zuvor hatte das indische Gesundheitsministerium mit 401.993 Corona-Neuinfektionen in 24 Stunden einen neuen weltweiten Höchststand gemeldet.
Beatmungsgeräte aus Deutschland sollen 120 Leben retten
"Was ganz besonders wichtig ist, ist, dass Sauerstoff hier ist", macht der deutsche Botschafter in Indien, Walter Johannes Lindner, deutlich. Dazu würden die 120 Beatmungsgeräte beitragen, die morgen durch das Rote Kreuz an Krankenhäuser verteilt werden, die diese am dringendsten brauchen.
"Im Grunde braucht jedes Krankenhaus es dringend", macht Lindner allerdings deutlich. Mit den Beatmungsgeräten aus Deutschland würden aber schon einmal 120 Leben gerettet. "Es geht um jede Stunde, um jede halbe Stunde eigentlich schon", schildert der Botshafter den Ernst der Lage.
Experten: Dunkelziffer in Indien um Vielfaches höher
Vor den Krankenhäusern "ersticken Leute zum Teil in ihren Autos, weil sie von einem Krankenhaus zum nächsten fahren" und keinen Platz bekommen würden, so Lindner. Das wirkliche Ausmaß der derzeitigen Corona-Lage könnte man zudem nur abschätzen. Man wisse nicht, wie oft getestet werde und es gebe eine hohe Dunkelziffer. Laut Experten sei davon auszugehen, dass es ein Vielfaches der über 400.000 gemeldeten Neuinfektionen gebe.
Gründe für die dramatische Lage seien die aggressive indische Mutante und dass das Land, wie viele andere Staaten auch, die Pandemie zu früh als beendet erklärt hätte und religiöse, politische und sportliche Großveranstaltungen wieder zugelassen hatte. Dazu komme, dass viele sehr eng, in ärmsten Verhältnissen leben würden. Abstand zu halten sei da utopisch, so Lindner.
Das vollständige Interview mit Walter Lindner, deutscher Botschafter in Indien, können Sie zu Beginn des Beitrags im Video ansehen.
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