Mediziner lehnen Lockerungen der Corona-Maßnahmen bei bundesweit über 1.000 Intensivpatienten ab. Momentan sind mehr als 5.000 Infizierte in kritischem Zustand.
Eine Lockerung der Corona-Maßnahmen kommt aus Sicht von Intensivmedizinern erst bei bundesweit weniger als 1.000 Covid-19-Intensivpatienten infrage.
Krankenhäuser seien trotz leicht sinkender Zahlen vielerorts an ihrer Belastungsgrenze, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, den Zeitungen der "Funke Mediengruppe". Aktuell über 5.100 Covid-19-Patienten in ganz Deutschland intensivmedizinisch behandelt.
Marx: Kritische Lage auf Intensivstationen
"In Ampelfarben gesprochen: In 11 von 16 Bundesländern ist die Ampel rot, dort gibt es weniger als 15 Prozent freie Intensivbetten", sagte Marx. Lockerungen dürften erst kommen, wenn sich die Lage deutlich entspannt hätte.
"Die Zahl der intensivmedizinisch versorgten Covid-19-Kranken muss dafür bundesweit stabil klar unter 1.000 Patienten liegen." Sollte sich die womöglich deutlich ansteckendere Virusmutation ausbreiten, könne Deutschland schnell wieder einen exponentiellen Anstieg der Fallzahlen erleben, warnte er.
- Steigen die Zahlen nur, weil wir mehr testen?
Wer mehr testet, findet auch mehr Corona-Infektionen. Deshalb müsse man sich keine Sorgen wegen steigender Fallzahlen machen, heißt es immer wieder. Aber stimmt das?
Pflege-Fachpersonal ist an der kritischen Grenze
Auch der Chef der Bundespflegekammer, Markus Mai, warnte vor einem weiteren Anstieg der Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen. Der "Rheinischen Post" sagte er:
"Wir sind jetzt beim Pflege-Fachpersonal an der kritischen Grenze angelangt und müssen alles dafür tun, damit die Zahl der Intensivpatienten nicht weiter ansteigt. Andernfalls steht für deren Versorgung nicht mehr genügend gut ausgebildetes Personal zur Verfügung".
Mai: Engpässe beim Pflegepersonal
Die Diskussion über die Impfpflicht für Pflegepersonal bezeichnete Mai als kontraproduktiv. "Wenn wir durch eine Impfpflicht auch nur zehn Prozent des Fachpersonals verprellen würden, fehlt uns dieses dringend benötigte Personal in der direkten Versorgung, in der es ja jetzt schon mehr als eng ist", sagte er der Zeitung.
Lichtblick in der Krise
Treffen an Weihnachten und Silvester haben aber offenbar die Anzahl der Intensivpatient*innen nicht in die Höhe schnellen lassen. Die Zahl zeigt sogar eine leichte Tendenz nach unten. Was RKI-Chef Lothar Wieler allerdings beunruhigt ist das niedrige Durchschnittsalter der Intensivpatient*innen.