Karl Lauterbach hat sich im ZDF für seine Entscheidung gerechtfertigt, die Aufhebung der Isolation für Corona-Infizierte bei Markus Lanz zurückzunehmen.
Nach der Kehrtwende zur freiwilligen Isolation bei mit dem Coronavirus infizierten Personen hat sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im ZDF heute journal für sein Vorgehen gerechtfertigt. Das sagte der Bundesgesundheitsminister ...
... zum Rückzug der Entscheidung, nachdem sie gemeinsam mit den Bundesländern beschlossen wurde:
"Die Reaktion in der Bevölkerung hat mir gezeigt, dass die Regel hier falsch wirkt. Die Menschen hätten das Signal vernommen, dass ist hier eine Lockerung, die wir beschließen. Oder dass es darum geht, dass Corona nicht mehr so gefährlich ist. [...] Das wäre das falsche Signal gewesen.
Außerdem war die Regelung nicht wirklich sicher. Für die Bevölkerung von daher eine unsichere Regel abzuräumen, ist die Aufgabe des Gesundheitsministers. Auch dann, wenn sie im Konsens mit den Ländern beschlossen wurde."
... dazu, dass er die Regelung persönlich wieder "einkassiert" hat und ob es um sein persönliches Ansehen geht:
"Der Begriff ist hier vielleicht nicht optimal. Zum Schluss müssen wir Regeln haben, die funktionieren. Diese Regelung hätte dazu geführt, dass es möglich gewesen wäre, dass Infizierte ohne die Isolations-Regel zu beachten zum Beispiel weiter zur Arbeit gegangen wären.
Und das ist keine gute Regel. Wir haben das gemacht, um die Gesundheitsämter zu entlasten, aber das ist es einfach nicht wert. Es gibt das falsche Signal. Daher muss man dann auch in der Lage sein, das wieder wegzunehmen."
- Lauterbach: Kommunikationsprofi, gewesen
Minister Lauterbach gibt einen Fehler zu. Einverstanden, wir machen alle Fehler. Aber Ort, Stil, Begründung: Alles ist daran falsch. Und den nächsten hat er schon wieder gemacht.
... zu Ort und Zeitpunkt der Verkündung in der ZDF-Sendung "Markus Lanz":
"Ich habe meine Meinung nicht im Fernsehen geändert, sondern ich hatte diese tatsächlich schon. Also am Nachmittag als sich meine eigene Position verändert hat. Da hatte ich das schon in den politisch relevanten Gremien mitgeteilt.
Ich hatte es zum Beispiel auch dem Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich mitgeteilt. Oder auch Kabinettsmitgliedern. [...] Aber wenn ich abends in einer Talkshow genau zu dem Thema gefragt werde, da kann ich doch nicht verschweigen, was ich am nächsten Tag öffentlich verkünden werde."
... dazu, ob er der eigenen Bevölkerung zu wenig Eigenverantwortung zutraut:
"Das hat ja nichts mit Misstrauen zu tun, sondern es kommt darauf an, wie vorsichtig man sein will in der Bekämpfung der Pandemie. Wir müssen besonders vorsichtig sein, weil wir einen hohen Anteil älterer Menschen haben. Wir haben einen hohen Anteil ungeimpfter Menschen, und wir haben auch bisher immer vorsichtig das Ganze gehandhabt. [...]
Das ist immer der Kurs, für den ich auch persönlich stand. Ich habe immer versucht, die Regeln so zu gestalten, dass wir möglichst wenige Sterbefälle haben, ohne dass sie die Freiheit der Bevölkerung zu stark einschneiden und den Kurs will ich weiter verfolgen. Und dazu hätte die Regel hier nicht gepasst."
... warum er die Impfpflicht nicht als gescheitert erklärt:
"Die Impfpflicht ist nicht gescheitert. Ist glaube und hoffe, dass wir die Impfpflicht beschließen werden. Ich gehe sehr davon aus. Ich glaube, dass die Vernünftigen im Parlament sich da durchsetzen werden [...]. Ich sage auch, dass die Impfpflicht ab 18 besser gewesen wäre als eine Impfpflicht ab 60.
Aber die Impfpflicht ab 60, die wir wahrscheinlich morgen beschließen, ist ja auch nur ein erste Stufe. Damit schützen wir 90 Prozent derjenigen, die wir mit der Impfpflicht ab 18 geschützt hätten und die Impfpflicht ab 18 kann auch noch kommen, wenn bis zum Herbst nicht die Impfbereitschaft gestiegen ist."
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