Fast 3,5 Millionen Menschen sind in Deutschland mit Johnson und Johnson geimpft. Die Einfach-Dosis bringt zwar den schnellen Impfnachweis, verliert aber schnell ihre Wirkung.
In Sachsen, Brandenburg und Thüringen scheint die Impfbereitschaft zuzunehmen. Viele wollen den Wirkstoff von Johnson und Johnson - er bietet jedoch den geringsten Schutz.
"Johnson und Johnson?", ruft der Security-Mann und bindet jedem, der "Hier!" ruft, ein gelbes Bändchen mit "J" ums Handgelenk. Bei der mobilen Impfaktion im Erfurter Hochhausviertel Herrenberg gibt es zwar auch den mRNA-Impfstoff von BioNTech - aber viele, die sich jetzt zur Erstimpfung durchringen, wollen den von Johnson und Johnson.
"Der andere Müll dauert zu lange", sagt eine junge Zugbegleiterin in der dreihundert Meter langen Warteschlange. "Wegen der Maßnahmen und weil ich Pendler bin, brauche ich das Zertifikat so schnell wie möglich", erklärt uns ein junger Mann.
J&J-Impfung: Impfnachweis schon nach zwei Wochen
Heute mit Johnson und Johnson geimpft, heißt: In 14 Tagen gilt der Impfnachweis, denn die EU-Kommission hat den Impfstoff als Einmal-Gabe zugelassen. Wer als Erstimpfung BioNTech nimmt, muss sich in drei Wochen die zweite Spritze organisieren und insgesamt fünf Wochen auf den Impfnachweis warten.
Vor allem "3G" im Job und in Bussen und Bahnen treibt jetzt viele zum "schnellen" Impfen. Die nötigen Tests gehen ins Geld.
Das Problem: Laut Robert-Koch-Institut schützt die einmalige Johnson-und-Johnson-Impfung nur zu siebzig Prozent vor einem schweren Verlauf (zweifache Impfung mit BioNTech und Moderna zu 90 Prozent). Eine US-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die einfache "J&J"-Impfung nach sieben Monaten nur noch zu 13 Prozent vor Ansteckung schützt.
Experte: Impfnachweis mit J&J eine "schwierige Nummer"
Professor Christian Bogdan, Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko), hält es für eine "schwierige Nummer", dass man mit Johnson und Johnson den Impfstatus erwirbt. "Da gibt es eine Diskrepanz, die muss dringend aufgelöst werden", mahnt er an.
Die Stiko empfiehlt seit September zwar, eine "J&J"-Impfung nach vier Wochen mit BioNTech oder Moderna aufzufrischen, aber das liegt bis jetzt in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen.
Warum wird Johnson und Johnson überhaupt noch angeboten? "Der Impfstoff ist besonders für Impfaktionen geeignet, für die sich nur schwer ein Zweittermin vereinbaren lässt", erklärt das Thüringer Gesundheitsministerium.
Keine Zahlen zu Auffrischungsimpfungen
"Der Impfstoff ist von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) geprüft und für die einmalige Impfung zugelassen. Insofern wird er auch so verwendet. Auffrischungen erfolgen in Thüringen wie von der Stiko empfohlen mit einem mRNA-Impfstoff", so das Gesundheitsministerium des Landes.
Wie viele sich auffrischen lassen, "entzieht sich" allerdings der Kenntnis des Ministeriums. Auch das RKI hat dazu keine Zahlen.
Bekannt ist nur: Bundesweit bekamen bis jetzt knapp 3,5 Millionen Menschen den Impfstoff von Johnson und Johnson verbreicht. An der Impffront am Erfurter Herrenberg rät Arzt Sandro Günther wegen der immer häufigeren Impfdurchbrüche, aber auch wegen gehäuft aufgetretenen Nebenwirkungen bei unter 60-Jährigen, deutlich von Johnson und Johnson ab.
Impfarzt Günther leistet Überzeugungsarbeit
Fünf junge Frauen, die kein Deutsch verstehen, wollen Johnson und Johnson unbedingt. Sie dachten, dass es schnell geht. Doch Impfarzt Sandro Günther kapituliert nicht, will die Frauen vom besseren Schutz der Zweifach-Impfung überzeugen, auch wenn das bei der stark überlaufenen Impfaktion wertvolle Minuten kostet.
Eine aus der Gruppe ruft schließlich ihren Ehemann an, der übersetzen soll. Der Impfarzt erklärt dem Mann die Nachteile von Johnson und Johnson, dieser erklärt das wiederum den Frauen. Vier von fünf lassen sich umstimmen, begeistert schauen sie nicht. Auf ihre Impfnachweise müssen sie nun fünf statt zwei Wochen warten.
In Thüringen werden in nächster Zeit wohl noch Tausende für den schnellen Impfnachweis Schlange stehen. Der deutlich weniger wirksame Impfstoff von Johnson und Johnson steht bei mobilen Impfaktionen in Thüringen weiter auf dem Angebot.
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