Es klingt nicht so, als werde es in naher Zukunft einen Durchbruch bei den Corona-Medikamenten geben. Arzneimittelentwicklung dauere in der Regel Jahre, so Ministerin Karliczek.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat Hoffnungen auf schnelle Erfolge bei der Medikamentenforschung zur Behandlung von Covid-19 erneut gedämpft.
Entwicklung eines Arzneimittels dauert Jahre
Aus vielen Gesprächen mit Forschern sei immer wieder deutlich geworden, dass man keine Wunder erwarten dürfe, sagte die CDU-Politikerin in Berlin. Arzneimittelentwicklung dauere in der Regel Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte.
Patienten benötigten stattdessen je nach Schwere oder auch Stadium der Erkrankung unterschiedliche Therapien. Hier wolle man ansetzen.
- Antikörper-Medikamente werden kaum genutzt
Im Januar kaufte das Bundesgesundheitsministerium für 400 Millionen Euro experimentelle Corona-Antikörper. Die Anwendung ist aufwändig, jetzt liegen sie meist ungenutzt im Schrank.
Karliczek unterstrich zugleich die Bedeutung der Medikamentenforschung bei der Pandemie-Bekämpfung. Die Arzneimittel würden auch benötigt, wenn ein Großteil der Menschen geimpft sei.
Zudem könne oder wolle nicht jeder und jede geimpft werden und nicht bei allen Geimpften werde ein vollständiger Schutz vor Erkrankungen erreicht.
Förderprogramm für Medikamentenforschung
Das Bundesforschungsministerium fördert die Medikamentenforschung mit 50 Millionen Euro. Ein Expertengremium hat inzwischen für mehrere Projekte Empfehlungen im Rahmen dieses Förderprogramms ausgesprochen.
Das Medikament Remdesivir soll Corona-Infektionen lindern, bislang wirkt es aber nur wenig. Deutsche Forscher haben herausgefunden wieso.
Am Gutachten beteiligt waren Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie in Frankfurt am Main, und Christoph Spinner, Oberarzt für Infektiologie und Pandemiebeauftragter des Klinikums rechts der Isar in München. Beide sprachen ebenfalls von langwierigen Prozessen.
Malaria-Medikament Chloroquin ganz verschwunden
Spinner sagte, viele einstige Hoffnungsträger wie das Malaria-Medikament Chloroquin seien gänzlich aus der Klinik verschwunden, weil sie keinen Nutzen gehabt hätten. Spinner sieht noch großen Forschungsbedarf. "Es geht vor allem um das richtige Medikament zur richtigen Zeit."
Die zur Förderung ausgesuchten Projekte befinden sich den Angaben zufolge kurz vor der klinischen Entwicklung. Sie werden also als nächstes an Freiwilligen ausprobiert, um Sicherheit und Wirksamkeit zu überprüfen.