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Schweden, Dänemark, Italien, UK : Corona: Was belastet und entlastet Kliniken?

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Was wurde im Ausland unternommen, um Kliniken vor Überlastungen zu bewahren? Und was ist dabei schiefgelaufen? Ein Blick nach Schweden, Italien, Dänemark und Großbritannien.

Eine Krankenschwester in eimem Hospital in Kopenhagen
Eine Krankenschwester in Kopenhagen: Dänemark setzt auf ambulante Behandlungen, um Kliniken zu entlasten.
Quelle: picture alliance / Ritzau Scanpix

Die Corona-Pandemie hat westliche Gesundheitssysteme mit ihrer alternden Bevölkerung vor große Herausforderungen gestellt. Dabei galt es, die Kliniken vor Überlastungen zu schützen - ein Argument, mit der die Bundesregierung auch aktuelle Corona-Maßnahmen begründet.

Doch wie kann man einer Überlastung der Kliniken vorbeugen, was gegen übervolle Stationen? Ein Blick nach Schweden, Italien, Dänemark und Großbritannien.

Wie das deutsche Gesundheitssystem in der Pandemie im internationalen Vergleich abschneidet, können Sie hier lesen:

Berlin: Eine Assistenzärztin (M) schiebt mit Intensivfachpflegerinnen auf der Intensivstation des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe das Krankenbett eines Covid-19-Patienten.

Gesundheitssystem und Corona - Kliniken, Daten, Betten: Wo es hakt, wo nicht 

Im Kampf gegen Corona offenbart Deutschlands Gesundheitssystem im internationalen Vergleich Defizite. Vor allem zu Beginn der Pandemie wurden aber zwei Dinge richtig gemacht.

von Katja Belousova

Dänemark: Modernes und digitales Kliniksystem

Dänemark ist bislang trotz hoher Inzidenzen mit wenigen Toten durch die Pandemie gekommen, unter anderem weil es schnell testete, aber auch auf Corona-Maßnahmen setzte. Zudem gilt das Gesundheitssystem des Landes als eines der modernsten und digitalsten der Welt. Mit einer deutlich höheren Quote ambulanter Eingriffe als etwa in Deutschland und den Mitteln der Digitalisierung versucht Dänemark, Kliniken und Personal entlastet.

"Dänemark hat eine ganz andere Kultur der Hospitalisierung: Viel mehr OPs werden ambulant vorgenommen und behandelt", erklärt Gesundheitsökonom Jonas Schreyögg von der Uni Hamburg. Zusätzlich setzt das Land auf Telemedizin, etwa bei der Nachbetreuung von Menschen nach Operationen - das sorgt für eine kürzere Liegedauer auf den Stationen.

Studien zeigen: Auch mit Telemedizin kann man Patienten sehr gut behandeln und Krankenhausaufenthalte vermeiden.
Jonas Schreyögg, Gesundheitsökonom von der Uni Hamburg, und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen

Auch weil in Dänemark - ähnlich wie in Deutschland - ein großer Anteil von Testungen außerhalb der Krankenhäuser stattfand, konnte vor allem zu Beginn der Pandemie ein Einschleppen des Virus in die Häuser weitgehend verhindert und die Anzahl der Todesfälle niedrig gehalten werden.

Schweden: Probleme in Altenheimen, Vorteile in Kliniken

Wie Dänemark setzt auch Schweden unter anderem auf ambulante Versorgung und Telemedizin, um Kliniken zu entlasten. Seit Beginn der Pandemie ist Land jedoch einen Sonderweg gegangen, verzichtete weitgehend auf obligatorische Corona-Maßnahmen. Das hatte zur Folge, dass Schweden - vor allem im Vergleich zu seinen skandinavischen Nachbarn - viele Covid-Tote zu verzeichnen hatte.

"In Schweden war das Management in den Krankenhäusern gut. Aber auf Durchseuchung zu setzen, war falsch", erklärt Reinhard Busse, Professor für Gesundheitsmanagement an der TU Berlin. Ein großer Fehler sei das Missmanagement in Altenheimen gewesen, wo viele Menschen starben.

Dort gibt es viel Personal, die in mehreren Pflegeheimen arbeiten und so das Virus von Pflegeheim zu Pflegeheim getragen haben.
Reinhard Busse, Professor für Gesundheitsmanagement an der TU Berlin

Ein Vorteil des Landes sei aber sein hoher Standard bei Digitalisierung und der Erfassung von Intensivkapazitäten gewesen: "Schweden konnte in den ersten Tagen die Zahl der Intensivbetten verdoppeln, auch weil man genau wusste, wie die Ausstattung der Kliniken aussieht", so Busse.

Italien: Krisengebiet Lombardei, Vorbild Venezien

Vor allem die erste Welle traf Italien mit voller Wucht, das südeuropäische Land verzeichnet vergleichsweise viele Covid-Tote. Auch weil die erste Welle die Kliniken in der Lombardei unerwartet traf, sagt Jonas Schreyögg.

"Eigentlich hat die Region ein sehr gutes und modernes Kliniksystem. Das Hauptproblem war aber, dass man dachte, alle Covid-Patienten müssen ins Krankenhaus - und das wurde für die nicht Covid-Patienten in den Kliniken zum Verhängnis, weil sie sich ansteckten", sagt Schreyögg.

Gleichzeitig habe Italien gezeigt, welche Vorteile eine ambulante Primärversorgung hat, erklärt Reinhold Busse. "Das benachbarte Venezien hat es bei gleichen Inzidenzen hingegen besser gemanagt“, sagt er über die an die Lombardei angrenzende Region.

Um die Primärversorgung zu stärken, gibt es in dieser Region auch in den Dörfern Gesundheitszentren. Die waren erste Anlaufstation bei der Erstversorgung Corona-positiver Menschen, nicht die Krankenhäuser.
Reinhard Busse, Professor für Gesundheitsmanagement an der TU Berlin

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Großbritannien: Zu wenig Maßnahmen, gutes Registersystem

Großbritannien verzeichnete vor allem zu Beginn der Pandemie viele Tote - was Reinhard Busse zufolge weniger an den Kliniken als an den mangelnden Corona-Maßnahmen des Landes lag.

Großbritannien ist etwa bei den Registerdaten sehr gut aufgestellt, aber in der Johnson-Zeit war das Public Health Management - also die Corona-Schutzmaßnahmen - schlecht.
Reinhard Busse, Professor für Gesundheitsmanagement an der TU Berlin

Dafür, dass das Land so hohe Fallzahlen hatte, sei es vergleichsweise noch gut durch die Pandemie gekommen, meint Busse. Im Kampf gegen die Pandemie hätte sich zudem - vor allem beim Impfen - der gut ausgebaute öffentliche Gesundheitsdienst bewährt, sagt Jonas Schreyögg - ähnlich wie in Dänemark.

Ein Vorteil ist, dass sie Impfungen zentral organisieren und Menschen zentral anschreiben können.
Jonas Schreyögg, Gesundheitsökonom von der Uni Hamburg, und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen

Eine wichtige Funktion kam auch Hausärztinnen und Hausärzten zu: "Der Hausarzt ist dort auch jene Instanz, die entscheidet, wer in die Klinik muss und wer nicht", sagt Schreyögg.

Dies führt auch dazu, dass Menschen im Notfall häufig zum Hausarzt statt in eine Notaufnahme gehen.
Jonas Schreyögg, Gesundheitsökonom von der Uni Hamburg, und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen

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