Sie sind hier:
Kommentar

Booster-Wirrwarr und PCR-Mangel : Kampf gegen Corona: Weniger Blödsinn, bitte

Datum:

Der Kampf gegen Corona treibt seltsame Blüten. Keiner weiß mehr, wer als geboostert gilt. Mal haben Labore genug Kapazitäten, jetzt plötzlich nicht mehr. Was für ein Durcheinander.

Das Karnevals Motto Tier Jecko wird von Janine Döpker geimpft.
Manchen ist jedes Mittel recht: In Köln wird sogar das Motto-Tier des Karnevals geimpft.
Quelle: dpa

Preisfrage: Wissen Sie, ob Sie geboostert sind? Und wenn Sie glauben, Sie sind es, sind Sie es auch noch, wenn Sie ein anderes Bundesland besuchen? Zum Beispiel ein Restaurant, eine Theateraufführung? Herzlichen Glückwunsch! Sie gehören zu den wenigen, die noch durchblicken.

Das schaffen nicht alle. In mancher Arztpraxis kann diese Frage nach dem vollständigen Corona-Impfschutz nicht beantwortet werden. Manche im Robert-Koch-Institut oder in den Gesundheitsämtern scheitern auch.

Alle haben eine stichhaltige Begründung: Ob jemand als geboostert gilt oder nicht und was damit im täglichen Leben erlaubt ist oder nicht, ist Ländersache.

Ach, Sie dachten, das ist eine medizinische Frage? Knapp daneben.

Fast überall ist alles anders

Das führt zu einigem Durcheinander. Beispiel Impfung mit dem Impfstoff Johnson&Johnson: Nach einer Auffrischung mit Biontech oder Moderna gilt man in Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen als geboostert.

In Schleswig-Holstein und Bayern reicht das nicht. Dort wird eine zweite mRNA-Impfung verlangt oder ein Test.

Schild: 2G-Plus Gastronomie

Regelungen in Bundesländern - Wann gelte ich als geboostert? 

In vielen Bereichen gilt nun 2G Plus. Geimpfte oder Genesene müssen zusätzlich getestet sein - außer: Geboosterte. Die Bundesländer definieren "geboostert" aber unterschiedlich.

von Jan Schneider

Auch interessant wird es, wenn man sich trotz zweimaliger Impfung mit dem Coronavirus infiziert. Dann gilt man in Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen als geboostert. In Baden-Württemberg, Hessen, Saarland, und Thüringen aber leider nicht.

So in etwa. Vielleicht auch anders. Alles fließt.

Nichts gegen den Föderalismus

Das ist übrigens kein Plädoyer gegen den Föderalismus. Das Infektionsgeschehen ist so unterschiedlich, dass es seit Beginn der Pandemie gute Gründe gibt, in den Ländern auch unterschiedlich zu reagieren. Schleswig-Holstein stand in der Delta-Welle gut da, bei Omikron nicht. Bei Sachsen ist es genau umgekehrt.

ZDFheute Infografik

Wir integrieren Bilder und andere Daten von Drittanbietern, u.a. die Software von Datawrapper für die Darstellung von ZDFheute Infografiken. Mit Ihrer Zustimmung werden diese angezeigt und die genutzte IP-Adresse dabei an externe Server übertragen. Über den Datenschutz dieser Anbieter können Sie sich auf den jeweiligen Seiten informieren. Um Ihre zukünftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Mein ZDF“ jederzeit widerrufen.

Das ist aber ein Plädoyer für etwas mehr Verstand, Abstimmung zwischen den Bundesländern, weniger parteipolitische Auslegung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, weniger Blödsinn in einer Situation, die an sich schon schwierig genug ist.

Haseloff will mehr reden

Reiner Haseloff, Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt, hat am Freitag im Bundesrat eine bessere Kommunikationsstrategie in der Corona-Politik angemahnt. Alle Maßnahmen müssten so sein, "dass es die Menschen noch verstehen", sagte Haseloff. "Wir brauchen Vertrauen." In Regelungen, in die Impfstoffe, in die Festlegungen, was wann wo gilt.

Dieses Vertrauen ist erheblich angekratzt, bei einigen sicher schon längst verspielt. Mal abgesehen davon, dass Haseloff es selbst nicht gerade steigert, wenn er sich mit Bayern als einziger gegen die 2G-plus-Regel stemmt. Das Booster-Wirrwarr ist ebenso wenig hilfreich. Und es gibt viele weitere Beispiele.

Plötzlich Prioliste beim PCR-Test

Thema PCR-Tests: Noch am 5. Januar, also vor knapp zehn Tagen, gab es Bedenken der Bundesländer, die verkürzte Quarantänezeiten könnten Engpässe in den Laboren verursachen. Kein Problem, hieß es aus dem Bundesgesundheitsministerium.

Heute sagt Minister Karl Lauterbach: Medizinisches Personal soll bevorzugt behandelt werden, wenn sie sich mit einem PCR-Test freitesten müssen. Eben weil die Kapazitäten in den Laboren "ausgereizt oder überlastet" seien.

Die Maßnahmen gegen Omikron würden wirken, die Verdopplung der Fälle sei etwas gestreckt, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Sehen Sie die gesamte Pressekonferenz hier.

Beitragslänge:
77 min
Datum:

Man könnte beim Impfen weitermachen. Statt ständig zu beklagen, dass die Impfquote nicht erreicht wird, könnte man mal aufhören, mit der allgemeinen Impfpflicht zu wedeln. Stattdessen könnte man sich darum kümmern, dass die drei Millionen Ungeimpften über 60 Jahre gezielt angesprochen werden.

Und man könnte stattdessen die Aufklärungsgespräche nicht nur den niedergelassenen Ärzten überlassen, auf die ohnehin in der Omikron-Welle mehr Arbeit zukommt. Weil die Infizierten mit den - zum Glück! - milderen Verläufen eher in den Praxen als auf der Intensivstation landen.

Corona: Schwere Zeiten für Kommunikation

Es ist, sagte der Berliner Virologe Christian Drosten heute, "eine ganz schwierige Zeit zu kommunizieren". Vieles werde missverstanden. Viele Botschaften würden nicht gut genug erklärt. Viele Medien würden Corona relativieren, dadurch erschienen Maßnahmen wie etwa eine Impfpflicht zu hart.

Da hat er recht. Es sind schwere Zeiten. Und Informationen sollten immer stimmen und nie nach Interessenlage verbogen werden. Wenn die Union heute Lauterbach und umgekehrt Lauterbach die Union bittet, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht (mehr) nach parteipolitischen Interessen auszuschlachten, dann sind wir genau da angekommen. Beim Blödsinn.

Das hat diese wirklich schlimme Pandemie mit mehr als 115.000 Toten in Deutschland, die viel Leid, Schmerz und Langzeitfolgen gebracht hat, nicht verdient.

Aktuelle Nachrichten zur Corona-Krise

Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.