Die heutigen Beschlüsse sind das Resultat eines Scheiterns. Der Wellenbrecher-Shutdown hatte zu wenig Kraft.
Mit verwirrenden Botschaften hat die Politik eine zunehmend genervte Nation verunsichert. Deutschland hat seinen Vorsprung im Kampf gegen Corona verspielt.
Angela Merkel trat zwar von Anfang an für Härte und Klarheit ein. Für ihre Argumente kämpfte sie aber lieber im Regierungspodcast statt vor Millionen im Fernsehen. Auch manche Ministerpräsidentinnen und -präsidenten pflegten lieber ihr Profil statt aufs große Ganze zu schauen.
Ein Shutdown allein wird nicht reichen
Nicht nur die selbsternannten Querdenker stellten die Beschlüsse in Frage. Auch die AfD suchte im Bundestag mit Corona so zynisch wie verzweifelt neues Protest-Profil. Die meisten Bürgerinnen und Bürger haben sich solidarisch verhalten.
Aber daneben gab es zu viel Leugnung, Egoismus und Renitenz. So entstanden neue Hotspots, zum Beispiel in Sachsen, wo die Kliniken schon überlastet sind.
Jetzt also: ein harter Shutdown. Er ist richtig, aber er kommt zu spät und allein wird er nicht reichen. Wer glaubt, Corona werde besiegt, weil es endlich bundesweite Regeln gibt, der irrt sich. Wer verlangt, der Staat müsse Bürgerrechte und die Privatsphäre achten, der hat zwar Recht. In beiden Fällen hilft nur eines: Selbstdisziplin.
"Es kann schlimmer kommen"
Beschlossen ist jetzt ein "harter Shutdown", das Herunterfahren des öffentlichen Lebens. Nur zur Klarstellung: Ein Lockdown ist das nicht. Das würde Ausgangssperren einschließen, wie in vielen europäischen Ländern, und zwar nicht nur nachts, sondern auch tagsüber und im ganzen Land. Das wird den meisten in Deutschland nicht zugemutet. Noch nicht zugemutet.
Sehen wir den Shutdown also als Chance. Viel stille Nacht und keine Böller, das heißt: Zeit zum Nachdenken, wer die Lasten in dieser Krise trägt, was Verantwortung bedeutet, wohin Verdrängung führt.
Es hilft nichts: Wenn wir unsere Kontakte nicht reduzieren, kann es noch schlimmer kommen.