Der Corona-Expertenrat berät heute über weitere Schritte in der Pandemie. Ein Thema sind kürzere Quarantänefristen. Mehrere Experten warnen vor Pauschal-Regelungen.
Sorgen vor einer rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante fachen die Diskussion um eine Anpassung der Quarantänezeiten an. Experten aus Wissenschaft und Patientenschützer halten eine Verkürzung nur in Kombination mit negativen PCR-Tests für verantwortbar.
Janosch Dahmen, Gesundheitsexperte der Grünen, sprach sich gegen eine Verkürzung aus. "Ich bin bei der Verkürzung der Quarantäne ganz pauschal sehr vorsichtig", sagte Dahmen in der ARD. Es sei in Ordnung bei Geimpften, die sich infizierten, aber keine Symptome zeigten, die Quarantäne am fünften Tag mit einem negativen PCR-Test zu beenden. Das gelte auch für bestimmte Beschäftigte mit geringen Kontakten.
Expertenrat tagt zum Pandemie-Vorgehen
An diesem Dienstag kommt der Expertenrat der Regierung zusammen, um über das weitere Vorgehen in der Pandemie zu beraten. Ob es eine aktuelle Stellungnahme geben wird, war laut Bundesregierung jedoch offen. Für Freitag ist eine weitere Bund-Länder-Runde geplant. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte bereits Beschlüsse auch zu Quarantänefristen in Aussicht gestellt.
Im Gespräch sind kürzere Quarantäne-Zeiten insbesondere für Beschäftigte wichtiger Versorgungsbereiche, um zu viele Personalausfälle zu vermeiden.
Dazu zählen etwa:
- Krankenhäuser
- Polizei
- Feuerwehr
- Rettungsdienste
- Telekommunikation
- Strom- und Wasserversorgung
Immunologe: Kürzere Quarantäne nur mit negativem Test
Der Immunologe Carsten Watzl sagte der Deutschen Presse-Agentur, es könne durchaus sinnvoll sein, dass sich jemand nach fünf oder sieben Tagen freitestet - gerade, wenn es um die kritische Infrastruktur gehe. Schließlich könnten besonders Menschen mit vollem Impfschutz, die sich infizierten, durch die Immunreaktion das Virus auch schneller und früher bekämpfen.
Dies könne man aber "nur seriös machen, wenn das mit einem negativen Test begleitet ist", sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.
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Verkürzte Quarantäne: Weltärztechef mahnt zur Vorsicht
Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, mahnt in der Debatte um verkürzte Quarantänefristen zur Vorsicht. Der "Passauer Neuen Presse" sagte er:
Der Berliner Virologe Christian Drosten, der auch Mitglied im Expertenrat ist, sagte im Deutschlandfunk, mit einer Freitestung könne man Infizierte nach der Selbstisolationszeit durchaus auch nach weniger Tagen als bislang wieder als nicht-infektiös betrachten. Er gehe davon aus, dass es auch bei der Quarantäneregelung künftig Verkürzungen geben könne, auch wenn dann "einige wenige Fälle" übersehen werden könnten.
In England seit Dezember verkürzte Isolation
In England gilt beispielsweise seit Ende Dezember eine verkürzte Isolation für positiv auf das Coronavirus Getestete von zehn auf sieben Tage. Wer am sechsten und am siebten Tag nach einem positiven PCR-Test jeweils ein negatives Resultat bei einem Antigen-Selbsttest erhält, darf die Isolation beenden.
Freigetestete werden aber weiterhin dazu aufgerufen, ihre Kontakte möglichst zu beschränken. Für geimpfte Kontaktpersonen gilt dort keine Pflicht zur Quarantäne, wer aber mit einem positiv Getesteten in einem Haushalt lebt, wird aufgefordert, sich für mindestens sieben Tage täglich mit einem Antigen-Selbsttest zu testen. Ungeimpfte Kontaktpersonen müssen zehn Tage in Quarantäne, sie können sich nicht freitesten.
- Marx: "Omikron kommt jetzt langsam erst"
Noch dominiert die Delta-Variante die Intensivstationen, sagt Divi-Präsident Gernot Marx im ZDF. Aber wegen Omikron werde mit "etlichen" neuen Patienten gerechnet.