Corona-Ursprung: Drosten sieht keine Analyse ohne BND-Daten

    Debatte um Labor-Ursprung :Drosten: Keine Analyse ohne BND-Daten zu Corona

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    Drosten spricht sich für mehr Transparenz bei den BND-Daten aus. Er betont, dass ohne vollständige Daten eine wissenschaftliche Einschätzung zum Virusursprung nicht möglich ist.

    Stacheldraht umgibt die Wände des Wuhan Institute Of Virology in Wuhan, Provinz Hubei, China
    Der BND hält einen Laborunfall in Wuhan als Ursache der Pandemie laut Medienberichten für wahrscheinlich. Die Einschätzung erfolgte schon 2020, sei aber nie veröffentlicht worden.12.03.2025 | 2:15 min
    Der Berliner Virologe Christian Drosten hat sich zu den Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes (BND) zur Entstehung des Coronavirus geäußert. Die zusammengefasste Darstellung der Ergebnisse habe ihn zwar beeindruckt, erklärte der Direktor des Instituts für Virologie der Charité in Berlin, der Teil einer vom Kanzleramt um Einschätzung gebetenen Expertenrunde war.
    Die Quelldaten seien dem Kreis der Wissenschaftler aber nicht zugänglich gemacht worden.

    Ich kann daher schon allein mangels Datenzugang kein wissenschaftliches Urteil abgeben.

    Christian Drosten, Virologe

    Zudem unterlägen alle Mitglieder der Runde einer Geheimhaltungsverpflichtung.
    Aus Sicht der Wissenschaft und der Öffentlichkeit möge es unbefriedigend sein, keine klare Einschätzung zu bekommen. Aber: "Für eine Auswertung nach wissenschaftlichen Standards müssten die Quelldaten in Gänze verfügbar und veröffentlicht werden, damit die Analysen für andere Wissenschaftler nachvollziehbar und reproduzierbar sind."
    Ohne diese Freigabe seien die mitgeteilten Erkenntnisse auf wissenschaftlicher Ebene nicht verwertbar.
    Virologe Dr. Martin Stürmer
    Den finalen Beweis dafür, ob das Corona-Virus aus dem Labor kommt oder natürlichen Ursprungs ist, gebe es nicht, so Virologe Stürmer. Beide Theorien hätten ihre Wahrscheinlichkeit.12.03.2025 | 17:32 min

    Drosten: Daten müssen zugänglich gemacht werden

    Er selbst habe wie auch andere Forschende und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer wieder darauf hingewiesen, dass alle vorliegenden Daten und Informationen zum Virusursprung einer wissenschaftlichen Auswertung zugänglich gemacht werden sollten.
    Bei der bisherigen öffentlichen Informationslage ergebe sich eine deutlich überwiegende Wahrscheinlichkeit eines natürlichen Ursprungs, "und so wurde es auch stets von mir ausgedrückt: Für keine der Herkunftshypothesen gibt es einen Beweis, aber es gibt eine deutliche Gewichtung der Wahrscheinlichkeit".
    Gedenkfeier zum fünften Jahrestag des Covid-19 Ausbruchs
    Vor fünf Jahren ging Deutschland in den ersten Lockdown. So sollten Neuinfektionen vermieden werden. Soziale Aspekte standen im Hintergrund. Und was ist mit der Aufarbeitung? 09.03.2025 | 3:07 min

    "Laborthese": Virus stammt aus chinesischem Labor

    Wie die "Neue Zürcher Zeitung" und andere Medien berichtet hatten, lagen dem BND Hinweise für die sogenannte Laborthese vor, die bei Treffen in den vergangenen Monaten von einer Expertenrunde bewertet werden sollten.
    Erste Theorie: Dieser These zufolge stammt das Sars-CoV-2-Virus aus einem chinesischen Biolabor, dem "Wuhan Institute of Virology", an dem unter anderem an Coronaviren geforscht wird.
    Zweite Theorie: Die zweite Theorie ist, dass das Virus wie auch schon das der Sars-Epidemie von 2002/2003 einen natürlichen Ursprung hatte.

    Spahn reagiert auf Medienberichte

    Der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) reagierte auf die angeblich zurückgehaltenen Informationen des BNDs. Auf Anfrage von WELT hieß es aus dem Abgeordnetenbüro von Spahn: "Zu den jetzt veröffentlichten Berichten über mögliche nachrichtendienstliche Erkenntnisse hatte und hat Herr Spahn jenseits der aktuellen Berichterstattung keine Kenntnisse."
    Seit Februar 2020 sei die "Laborthese" immer wieder öffentlich diskutiert worden. "Herr Spahn selbst rief China immer wieder zu Transparenz auf", so ein Pressesprecher.

    Drosten hält natürlichen Ursprung von Corona für wahrscheinlich

    Drosten hält einen natürlichen Ursprung von Sars-CoV-2 immer noch für wahrscheinlich, wie er erst im Januar wieder der Zeitung "taz" sagte - "und das nehmen auch fast alle Wissenschaftler an, die mit dem Thema befasst sind".
    Aufgrund der aktuell zur Verfügung stehenden - wenn auch schwachen - Datenlage sei anzunehmen, dass die Übertragung auf den Menschen über Zwischenwirte zum Beispiel auf Tierfarmen stattgefunden habe, sagte auch Fabian Leendertz, Direktor des Helmholtz Institute for One Health in Greifswald, der Nachrichtenagentur dpa.
    Quelle: dpa

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