Für Geimpfte soll es mehr Lockerungen geben. Von einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft" sprechen nun viele. Bundesjustizministerin Lambrecht sieht das anders.
Die Bundesregierung will mehr Lockerungen für vollständig geimpfte Personen möglich machen. So soll zum Beispiel die Pflicht für einen negativen Test zum Betreten von Geschäften oder Restaurants wegfallen.
Nun gibt es Kritik, dass durch ein solches Vorgehen eine "Zwei-Klassen-Gesellschaft" entstehen könnte, dass also Geimpfte Privilegien genießen, die andere nicht haben. Im ZDF äußert sich Bundesjustizministerin Christine Lambrecht zu den geplanten Lockerungen und der Perspektive des Bundes.
Über die Einschränkung von Grundrechten in der Pandemie:
"Uns ist klar, dass in einem Rechtsstaat Grundrechte nur dann eingeschränkt werden können, wenn es einen guten Grund dafür gibt und den hatten wir bisher, weil Leben und Gesundheit gefährdet waren. Aber wenn der Grund wegfällt – und das hat das RKI festgestellt – das ist eigentlich der Grund gewesen, wo Handlungsbedarf deutlich wurde. Wenn klar ist, dass das keine Gefahr mehr für Leben und Gesundheit ist, dann kann ich Grundrechte nicht mehr einschränken. In der Situation sind wir und deswegen ist jetzt auch Handlungsbedarf."
- Impfneid und die Freiheit der anderen
Die einen drängeln sich vor, viele Berechtigte warten noch immer. Ist Impfneid da eine verständliche Reaktion? Psychologen warnen vor einer Tabuisierung der Debatte.
Über Rechte für vollständig Geimpfte:
"Konkret bedeutet das, dass ein alter Mensch in Pflegeheimen in Zukunft nicht mehr alleine in seinem Zimmer essen muss sondern mit anderen wieder im Speisesaal. Oder dass Menschen, die eben im Gesundheitswesen arbeiten auch mal – drei, vier Geimpfte auch mal zusammen sitzen können; auch privat. Also das sind keine Privilegien – es sind die Rücknahmen von Einschränkungen. Und ich finde Solidarität – gerade diesen gegenüber – ist jetzt auch angebracht."
Über weitere Öffnungsschritte:
"Wir reden jetzt noch über einige wenige Wochen bis viel mehr Menschen geimpft sind und damit auch die Zahlen deutlich runtergehen und damit auch weitere Öffnungsschritte – weitere Lockerungsschritte kommen. Diese kurze Zeit, die müssen wir jetzt noch gemeinsam überstehen, aber dann kann es wieder in Richtung Normalität gehen. Und das muss unser gemeinsames Ziel sein."
- Lauterbach: Impfeffekt wohl ab Juni spürbar
Die Zahl der vollständig geimpften Personen steigt. Karl Lauterbach erwartet und Nelson Müller hofft auf Entspannung ab Juni, sowohl bei den Infektionen als auch bei den Maßnahmen.
Über Herdenimmunität:
"Wir machen jetzt richtig Druck ins Impfen rein. Also es geht richtig schnell, da deutlich mehr Impfstoff auch jetzt zur Verfügung steht. Und das bedeutet, wir kommen irgendwann in einen Status - hoffentlich sehr bald – dass wir eine Herdenimmunität haben."
"Also da bin ich sehr optimistisch, dass wir spätestens in diesem Herbst noch hinkommen. Wir müssen natürlich auch darauf setzen, dass Menschen sich impfen lassen. Da ist noch viel zu tun, da ist noch viel aufzuklären. Das ist eine der nächsten Herausforderungen - aufzuzeigen, wie wichtig es ist sich impfen zu lassen, damit wir wieder Normalität erlangen – wo wir uns ja alle nach sehnen."
Über eine Lage nach Erreichen der Herdenimmunität:
"Wenn wir das erreicht haben, dann können wir auch sicher sein, dass unser Gesundheitssystem auch mit Erkrankten, die sich nicht haben impfen lassen, zurechtkommt."
"Und das muss unser Ziel sein: Dass jeder, der erkrankt ist, dann eben auch sicher sein kann, ich habe dann die Möglichkeit, an ein Beatmungsgerät zu kommen. Da müssen wir hinkommen, daher wird es keinen Impfzwang geben. Es gibt Menschen, die wollen sich nicht und es gibt auch Menschen, die können sich nicht impfen lassen, weil medizinische Gründe dahinter stecken."
Das gesamte Interview sehen Sie oben im Video.