Gesundheitsminister Lauterbach verteidigt sich bei "Lanz" gegen den Vorwurf, Panik wegen möglicher neuer Corona-Varianten zu verbreiten. Die Kritik gegen ihn sei "unfair".
Wie solle er die Menschen dazu bewegen, vorsichtig zu sein, wieder Maske zu tragen oder sich nochmal impfen zu lassen, wenn er die Gefahren nicht kommuniziere? Mit dieser Frage wehrt sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei Markus Lanz gegen den Vorwurf der Panikmache.
Lauterbach und die unbekannte Corona-Variante
Gemeinsam mit Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte Lauterbach die Novelle des Bundesinfektionsschutzgesetzes erarbeitet. In der Bundespressekonferenz vom 24. August hielt Lauterbach eine Corona-Variante für "denkbar (…), die ganz besonders Kinder befällt", um direkt im Anschluss zu sagen, dass "davon jetzt in keiner Weise auszugehen" sei.
Weiter erklärte er, dass in diesem Fall der Paragraf 28a des neuen Bundesinfektionsschutzgesetzes zum Tragen komme, womit wir "in eine ganz andere pandemische Lage kämen".
Die Corona-Sommerwelle flacht ab, das sei aber kein Grund zur Entwarnung, sagte Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Doch es gebe auch positive Nachrichten von den Impfstoffen.
Bubrowski wirft Lauterbach unklare Kommunikation vor
Die Journalistin Helene Bubrowski kritisierte Lauterbachs Vorgehen: "Eine (…) Äußerung, dass etwas passieren könnte, und dann könnte man ja wieder Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren aus der Schublade ziehen, halte ich für ein kommunikatives Desaster."
Angesichts einer Situation, in der die Leute sowieso verunsichert seien, wegen den hohen Gaspreisen, der Inflation und Corona, appellierte Bubrowski:
Durch solche Aussagen würde "Unsicherheit gestiftet", so Bubrowski.
Lauterbach: "Einfach schlicht unfair"
Lauterbach verteidigte sich gegen diese, wie er sagte, Kritik, die "einfach schlicht unfair", sei. Er wäre auf der Bundespressekonferenz gefragt worden, ob die Bundesregierung "auf alle Eventualitäten" vorbereitet sei und hätte gesagt, dass er nicht mit einer schweren Variante rechne, man aber dennoch auf sie vorbereitet sei. Lauterbach ging in die Offensive:
Und weiter:
Am Mittag gaben Gesundheitsminister Lauterbach und Justizminister Buschmann die neuen Regeln im Infektionsschutzgesetz bekannt. Ausgangssperren soll es nicht mehr geben, genauso wenig wie Schul- und Betriebsschließungen.
Lauterbachs Fernduell mit Buschmann
Bubrowski widersprach: "Auf die Frage hin, müssen wir mit einer schwereren Variante rechnen, haben Sie nicht gesagt: 'Nein müssen wir nicht, aber man könnte dann…' Sondern Sie haben es andersherum gesagt."
"Ist jetzt die Reihenfolge der zwei Sätze entscheidend?", erwiderte Lauterbach aufgebracht. Er ging in die Offensive: "Das hätte niemanden interessiert, wenn nicht der Kollege Buschmann in Ihrem Interview das genutzt (…) und mir Panikmache als Kollege vorgeworfen hätte."
Wie schlau ein "Streit unter Ministern" sei, sei mal dahingestellt, so Lauterbach. Und weiter:
Lauterbach warnt vor Long Covid
Markus Lanz konfrontierte Lauterbach zudem mit dessen Warnungen vor Veränderungen des Gehirngewebes im Zusammenhang mit Corona-Infektionen.
Lauterbach sagte, wenn er bei Twitter auf Studien verweise, die zeigen würden, dass es bei Long-Covid-Patienten zur Entzündungen am Gehirn kommen könne, sei das eine Botschaft, die er sende. "Vorsicht, vielleicht ist es doch gut, wenn ich die ein oder andere Infektion vermeide."
Denn viele Leute würden noch immer denken, dass Long Covid "etwas Psychisches" sei. "
Lauterbach versicherte weiter:"Ich bin bei den Warnungen wirklich nur dort unterwegs, wo ich den Eindruck bekomme: Jetzt muss ich eine Nachricht setzen, damit die Leute überhaupt verstehen, weshalb wir das machen."
- Kann man auch zu oft geimpft werden?
Angesichts hoher Corona-Zahlen fragen sich auch jüngere Menschen, ob sie eine zweite, an Omikron angepasste Boosterimpfung brauchen. Kann es zu einer "Überimmunisierung" kommen?