Die Corona-Regeln für Rückkehrer aus Risikogebieten verwirrten selbst Berlins Regierenden Bürgermeister. Bei Markus Lanz gesteht er ein, nicht jede Regel genau zu kennen.
Der Regierende Bürgermeister Berlins und Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Michael Müller (SPD), gab bei Markus Lanz zu, nicht ganz sicher über den Umgang mit Reiserückkehrern und dem Unterrichtsbeginn nach den Sommerferien zu sein.
In vielen Bundesländern enden die Sommerferien schon bald. Etliche Urlauber kehren dann zurück - und dass auch aus (Hoch-) Risikogebieten. Es gäbe Situationen, dass Menschen mit der Bahn oder mit dem Auto zurückreisen und gar nicht überprüft werde, mit welchem Corona-Status sie zurückkommen, sagt Michael Müller besorgt.
"Wir haben keine Zeit zu verlieren und es ist richtig, dass diese Tests so schnell wie möglich kommen müssen", so Michael Müller, SPD, zu Corona-Kontrollen von Reiserückkehrern.
Müller: "Starten in das Schuljahr mit einer Testpflicht"
Der SPD-Politiker erklärte: "Wenn er [in Deutschland] aussteigt, gibt es eine stichprobenartige Überprüfung. Ich würde mir wünschen, dass das wirklich flächendeckend überprüft wird."
Michael Müller forderte bei Markus Lanz: "Wir brauchen dringend, auch für die anderen Reiserückkehrer, mindestens Stichproben - hinter den Grenzübergängen, auf den Parkplätzen."
Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz bezog bei Lanz außerdem Stellung zum Schulstart nach den Sommerferien in Berlin: "Wir starten in das Schuljahr mit einer Testpflicht."
Journalistin Berndt korrigiert Michael Müller
Konfrontiert mit der Frage, ob Kinder, die am 8. August aus dem Urlaub zurückkommen, deren Unterricht aber am 9. August startet, in Quarantäne müssen, geriet der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz ins Schlingern: "Bei den Virusvariantenländern bin ich unsicher, ob es für die gesamte Familie gilt. Bei den Hochinzidenzländern würden die Kinder ohne Quarantäne in die Schule gehen."
Christina Berndt, Wissenschaftsredakteurin der Süddeutschen Zeitung, korrigierte den SPD-Politiker: "Wer aus einem Risikogebiet zurückkehrt, kann sich auch als Kind sofort freitesten, aber bei einem Hochrisikogebiet erst nach fünf Tagen. Es ist schon so, dass die Kinder in Quarantäne müssen."
Es sei nicht so, dass man am 8. August in Ruhe aus dem Urlaub zurückkehren und sicher sein könne, am 9. August in die Schule gehen zu dürfen, so die Journalistin. Der Politiker gestand seinen Fehler ein.
Noch müssen Urlauber, die mit dem Auto oder der Bahn nach Deutschland zurückkehren, keinen Corona-Test machen oder vorlegen. Das könnte sich nun ändern.
"In einer Pandemie müssen sich die Regeln ändern"
Die Journalistin Yasmine M’Barek kritisierte die Pandemie-Politik und deren unklare Kommunikation: "Wir gehen in die vierte Welle. Man hätte das alles für jedes Szenario darlegen können." Sie wette darauf, dass niemand genau weiß, wie er sich oder seine Kinder testen muss, wer wann in die Schule darf.
Die 22-Jährige richtete ihr Wort an Michael Müller: "Es ist kein Vorwurf, dass Sie das auch nicht verstehen." Der Berliner Oberbürgermeister quittierte diese Aussage zunächst mit einem Schmunzeln, versuchte sich dann zu erklären. "Wir passen ständig an. Wir lassen uns ständig beraten. Insofern weiß jeder, dass wir im Moment in einer Situation sind, wo wir mit Veränderungen - auch in den Urlaubsmonaten - leben müssen."
Die Journalistin Dr. Christina Berndt resümierte: "Es ist nicht nur die Politik, die uns immer wieder vor neue Tatsachen stellt. Es ist das Virus, das das tut, indem es Mutanten ausbildet, indem es sich anders verhält." Die Immunologin sagte weiter: "Als Vorwurf zu formulieren, dass sich die Regeln dauernd ändern? In einer Pandemie müssen sich die Regeln ändern. Wie man sie kommuniziert, ist wieder eine andere Sache."