Corona-Maßnahmen: Ist die Pandemie vorbei, Herr Lauterbach?

Nach Ansicht des Virologen Christian Drosten und anderer Experten ist die Corona-Pandemie in Deutschland vorbei, Covid-19 nur noch eine Endemie. Im ZDF heute journal widerspricht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Wissenschaftlern nicht, möchte aber dennoch an geltenden Schutzmaßnahmen festhalten - zumindest bis die Winterwelle vorbei ist.

"Es ist richtig, dass wir jetzt in einen endemischen Zustand übergehen. Das heißt, die Wellen, die jetzt kommen, erfassen nicht mehr die gesamte Bevölkerung, sondern nur noch die Teile, die nicht ausreichend geimpft sind oder Vorschäden haben. Somit ist also eine große Welle, die die gesamte Bevölkerung noch einmal erfassen würde, im Moment nicht zu erwarten. Die neuen Varianten sind nicht so ansteckend und auch nicht so gefährlich, wie es vor einigen Monaten im Labor noch aussah. Somit entschärft sich die Situation etwas."

Über das Auslaufen aller Corona-Schutzmaßnahmen, wie es Bundesjustizminister Marco Buschmann vorschlägt, sagt Lauterbach:

"Das verlangt ja auch Herr Drosten nicht", erklärt Lauterbach. "Wir haben im Moment noch volle Krankenhäuser, selbst die Kinder können nicht gut versorgt werden. Wir haben eine hohe Übersterblichkeit: Es sterben jeden Tag Menschen an Corona, die nicht unbedingt sterben müssten." Die Bevölkerung müsse weiter geschützt werden, sagt der Gesundheitsminister.

Durch die wegfallenden Maßnahmen "würde die Belastung zunehmen in einer Art und Weise, wie es nicht gut vertretbar wäre". Trotzdem könne Deutschland nach dem Winter mit einer "deutlich entspannteren Situation" rechnen. "Dann hat sich so viel Immunität aufgebaut - das sagt ja auch Herr Drosten -, dass wir im Sommer eine ganz andere Lage haben werden."

Ob wirklich bis April an den Maßnahmen festgehalten werde, das werde man sehen. Eine "schnelle Öffnung" hält Lauterbach allerdings für "wenig sinnvoll". "Wir dürfen hier nicht aufs Glatteis gehen." 

Den Vorwurf, dass er "wie besessen" an den Corona-Schutzmaßnahmen festhalte, weist Lauterbach zurück. "Ich bin froh, dass die Lage sich so entwickelt und stimme der wissenschaftlichen Einschätzung von Herrn Drosten oder auch anderen zu."

Lauterbach will warten, bis die "jetzt laufende Winterwelle" vorbei ist. Da komme es doch - nach drei Jahren Pandemie - nicht auf ein paar Wochen an, "wenn wir jetzt in einer ganz besonders schwierigen Situation sind, auch, was das Personal angeht. Wir werden uns da bewegen, ganz klar."