Gesundheitsminister Lauterbach äußert sich im ZDF-Interview zu den neuen Corona-Maßnahmen, der Rolle des RKI und einer möglichen vierten Impfung.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die Beschlüsse der zurückliegenden Ministerpräsidentenkonferenz, die ab dem 28. Dezember umgesetzt sein sollen, verteidigt. Es sei schon jetzt absehbar, „wir werden eine vierte Impfung brauchen“.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat im Interview mit dem ZDF heute journal bekräftigt, dass er weiter einen harten Kurs im Kampf gegen die Omikron-Variante des Coronavirus fahren will.
"Ich werde weiterhin der Mahner und Warner bleiben, wo es angemessen ist", sagte er im ZDF. Er müsse allerdings auch die Probleme lösen und könne nicht nur warnen. "In dieser neuen Rolle muss ich einen Weg finden, der funktioniert", so Lauterbach.
Zudem äußerte sich der Bundesgesundheitsminister zu einer möglichen vierten Impfung und Missverständnissen mit dem Robert-Koch-Institut.
Sehen Sie das gesamte Interview oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen.
Das sagte Lauterbach zu ...
... den verschärften Corona-Regeln nach Weihnachten
"Die Beschlüsse, die wir gestern gefasst haben, müssen spätestens am 28.12.21 umgesetzt werden. Sie können also von den Ländern auch früher umgesetzt werden. Und das wichtigste, was wir derzeitig machen, ist die Booster-Kampagne, die jeden Tag weitergeht."
"Wir haben den Ländern eine Deadline gegeben, aber die Länder können früher agieren und die Länder sind auch in der Pflicht. Das sind keine Bundesmaßnahmen, sondern es sind Ländermaßnahmen."
"Die Maßnahme, die jetzt besonders wichtig ist, ist wie wir das Weihnachtsfest verbringen. Und da appelliere ich an die Bürger, dass man sich testen lässt oder dass man sich selbst testet, bevorzugt mehrfach, bevor man reist. Das ist die sicherste Maßnahme, die wir haben."
Deutschland hat das Impftempo stark angezogen. Die angepeilten 30 Millionen Impfdosen könnten bis Weihnachten erreicht werden. Laut Gesundheitsminister Lauterbach ist dies der beste Schutz.
... der Notwendigkeit einer vierten Impfung und die Rolle der Stiko
"Wir werden eine vierte Impfung brauchen. Das ist jetzt schon absehbar, weil wir eine spezifische Varianten-Impfung gegen Omikron benötigen. Dafür haben wir auch 80 Millionen Impfdosen bei Biontech bereits bestellt. [...] Ich gehe somit von einer vierten Impfung aus."
"Wann sich die Stiko (Ständige Impfkommission, Anm. d. Red) mit was beschäftigt, darauf habe ich wenig Einfluss. [...] Ich bin ganz sicher, dass die Stiko die israelischen Daten sehr früh auswerten wird."
Wegen der Ausbreitung der Corona-Variante Omikron sollen in Israel Menschen über 60 Jahren eine vierte Impfdosis bekommen. Ein Expertengremium hatte die Maßnahme empfohlen.
... einer kolportierten Unzufriedenheit mit dem RKI
Das Robert-Koch-Institut hatte kurz vor Zusammentreffen der Bund-Länder-Konferenz maximale Kontaktbeschränkungen und sofortige Maßnahmen gefordert, die klar gegen Lauterbachs Linie gingen. "Das war eine Handgranate, die das RKI in die Sitzung geworfen hat", schätzte beispielsweise ZDF-Hauptstadtkorrespondent Theo Koll ein. Dazu Lauterbach:
"Wir haben ein gutes Miteinander, wir tauschen uns aus, und bei mir im Haus wird es keine Zensur von wissenschaftlichen Arbeiten geben, auch keine Zensur dessen, was das Robert Koch-Institut bietet."
"Aber die Vorschläge selbst werden natürlich registriert und auch ausgewertet."
ZDF-Hauptstadtkorrespondent Theo Koll zum Zwist zwischen Lauterbach und dem RKI.
- Ist die Impfpflicht ein Weg aus der Pandemie?
Die Corona-Impfung trägt maßgeblich zur Eindämmung der Pandemie bei. Könnte eine Impfpflicht das Virus sogar ausrotten? Ein Überblick.