Die Wissenschaftsakademie Leopoldina, die die Bundesregierung in der Corona-Krise berät, spricht sich für einen harten Lockdown nach Weihnachten aus.
Weil die Corona-Infektionszahlen in Deutschland anhaltend hoch sind, empfiehlt die Wissenschaftsakademie Leopoldina einen harten Lockdown. Sie schlägt ein zweistufiges Verfahren vor:
- Ab 14. Dezember die Schulpflicht aufheben und berufliche und private Kontakte auf das "absolute Mindestmaß" reduzieren. Das Homeoffice müsse, wo immer möglich, die Regel sein.
- Ab 24. Dezember 2020 bis mindestens zum 10. Januar 2021 sollte in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen und ein harter Lockdown gelten. Hierfür sollten zusätzlich zu den ab dem 14. Dezember vorgeschlagenen Maßnahmen alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs geschlossen und die Weihnachtsferien in den Bildungseinrichtungen verlängert werden.
Angesichts steigender Corona-Infektionen plädiert die Bundesregierung für ein Überdenken der vorgesehenen Lockerungen an Weihnachten und Silvester. Mit den bisherigen Maßnahmen komme das Land nicht durch den Winter.
Mund-Nasen-Schutz für alle Jahrgänge in Schulen empfohlen
Außerdem empfehlen die Wissenschaftler für den Wiederbeginn des Unterrichts ab dem 10. Januar ländereinheitliche Regeln für Wechselunterricht in den weiterführenden Schulen, die ab einem bestimmten Infektionswert greifen sollen. Für alle Jahrgangsstufen sollte ein Mund-Nasen-Schutz im Unterricht verpflichtend sein.
Die Leopoldina begründet ihre Forderungen mit der hohen Zahl an täglichen Todesfällen und der derzeit enormen Belastung des medizinischen Personals in Krankenhäusern.
Leopoldina: Chance, Pandemie weiter einzudämmen
"Die gegenwärtige Situation ist nach wie vor ernst und droht sich weiter zu verschärfen", begründet sie ihren Appell. "Die Rahmenbedingungen - Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und eingeschränkter Betrieb in vielen Unternehmen und Behörden - bieten die Chance, in der Eindämmung der Pandemie ein großes Stück voranzukommen."
Zwar werde die Wirtschaft unter einem harten Lockdown zunächst mehr leiden - langfristig sei es aber auch für sie besser, weil sich der Zeitraum verkürze, bis die Neuinfektionen gesunken sind und wieder gelockert werden kann.
Die Impfstoffentwicklung schreitet voran, erste Länder haben bereits Vakzine zugelassen. Auch in Deutschland scheint die Zulassung nicht mehr weit – doch wie wirkt ein solcher Impfstoff? Antworten auf offene Fragen.
Auch Drosten an Stellungnahme beteiligt
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina berät die Politik in gesellschaftlich relevanten Fragen - wie zurzeit zur Corona-Krise.
An der Stellungnahme haben auch Christian Drosten, Chef-Virologe an der Berliner Charité, und Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, mitgewirkt.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßte die Forderung der Leopoldina: "Ferien vorziehen und verlängern, Geschäfte zu", schrieb er auf Twitter: