Schauspieler Liefers bezog Stellung zur viel diskutierten #allesdichtmachen-Aktion. Pressefreiheit sei ihm wichtig und müsse verteidigt werden, erklärte er bei "maybrit illner".
Schauspieler und Sänger Jan Josef Liefers erklärte, dass die Video-Aktion #allesdichtmachen möglicherweise ein bisschen spät und deshalb so aufgeladen war. "Es war eine Einmischung in die eigenen Angelegenheiten", konstatierte Liefers am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "maybrit illner".
Er betonte, dass sein Text eine Geschichte habe: Zu Beginn der Pandemie sei er "angeknipst" von den Meldungen gewesen und teilte die Forderungen nach Maßnahmen. "Ich war ein Fan-Boy von Drostens Podcast", gab der Schauspieler zu.
Liefers: Pressefreiheit ist wichtig
Mit dem ersten Lockdown änderte sich für ihn das Bild: "Es gab auf einmal so viele Dinge, die sich mir nicht mehr erschlossen haben." Dass seine Kritik, vor allem auch an den Medien, hart sei, sei ihm bewusst: "Mir ist total klar, dass es total ungerecht und undifferenziert ist", erklärte Liefers.
Dieser Umstand sei auch der kurzen Form des Video-Beitrags geschuldet, denn "man kann nicht differenzieren in ironischer Form". Liefers erklärte, ein großer Freund der Pressefreiheit zu sein: "Sie ist mir sogar so wichtig, dass ich sie verteidigen würde, wenn sie sich gegen mich richtet."
Lockdown laut Liefers zu "apodiktisch"
Deshalb würde er sich wünschen, dass auch die Journalisten die Freiheit der Kunst verteidigen, selbst wenn sich die Kunst gegen sie richte. Auch betonte der Schauspieler, dass er von keiner "Gleichschaltung" gesprochen habe, obgleich er eine gewisse Homogenität in der Berichterstattung wahrgenommen hatte:
Am Lockdown störe ihn besonders der apodiktische Satz, dass er "alternativlos war". "Vor allem, wenn man sieht, dass es Alternativen gibt", so der Sänger. In Bezug auf den Organisator von #allesdichtmachen, Regisseur Dietrich Brüggemann, erklärte Liefers, dass er diesen gar nicht gut kenne: "Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte daran teilzunehmen und habe zugestimmt."
Nähe zu "Querdenkern"?
Die Zeit, um über die Aktion und ihre Wirkung nachzudenken, hatte er schon, erklärte er auf Nachfrage Maybrit Illners. Aber: "Ich habe keine Recherche mit Backgroundcheck gemacht, da sechs, sieben gute Kumpels teilgenommen haben und ich deshalb nicht ausführlich geschaut habe."
Eine Nähe zur "Querdenker"-Bewegung gebe es nicht: "Wir können doch nicht das, was wir sagen und wie wir darüber sprechen, definieren lassen von denen, mit denen wir nichts zu tun haben wollen."
Der Schauspieler erhielt auf der einen Seite Zuspruch, aber er musste sich auch Kritik gefallen lassen. So zeigte sich die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen Kim verwundert, dass er nicht vorhergesehen habe, dass die Aktion so viel Aufmerksamkeit bekommen würde, weil "Medienschaffende Empörung lieben". Sie selbst fand die Aktion "sehr unglücklich", da jede Spaltung diese Pandemie für alle verschlimmere.
Kubicki: Aktion sehr pointiert
FDP-Vize Wolfgang Kubicki hingegen fand die Aktion sehr pointiert und die Reaktionen darauf, wie das Berufsverbot, "ziemlich unangemessen". Der Politiker betonte, dass man aufpassen müsse, eine "vernünftige Diskussion nicht zu emotionalisieren". Viele Aktionen wie #AlarmstufeRot seien verhallt, gab Liefers zu bedenken: "Irgendwann sagt man: Los komm und haut einen raus."
Tschentscher: Missverständliche Botschaft
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher, SPD, erschloss sich nach Anschauen der Videos die Botschaft nicht. "Das ist das Missglückte an dieser Aktion: Die Kritik konnte nicht richtig verstanden werden". #allesdichtmachen sei mit einer missverständlichen Botschaft in eine aufgeheizte, sehr polarisierte Situation reingegangen, fügte er hinzu.
Der Schauspieler Liefers erzählte, dass er immer häufiger den Satz "das darf man nicht mehr sagen" höre. Geprägt durch seine Ost-Biografie erklärte er, dass er es schrecklich finde, dass "die Leute glauben nicht sagen zu dürfen, was sie denken".
Palmer: Erleichterung über Aktion
Seiner Ansicht nach könne man auf "undifferenzierte Maßnahmen" nicht "differenzierte Kritik" erwarten: "Die Kunstaktion soll anstoßen und alle suchen den Dialog." Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer dankte Liefers und erklärte: "Es gab viele Menschen, die erleichtert waren, dass es diese Aktion gab."
Der Grünen-Politiker kritisierte, dass "es am Mechanismus der asozialen Medien liege, wo immer die lauteste Stimme die Aufmerksamkeit bekomme".