In einigen EU-Staaten werden aktuell Lockdowns beendet und Corona-Maßnahmen gelockert. Manchen Ländern machen die Infektionszahlen dabei einen Strich durch die Rechnung.
Portugal: Normalität nach hartem Lockdown
Im Januar gehörte Portugal zu den weltweit schlimmsten Pandemie-Gebieten. Unter anderem die Bundeswehr half, die zweite Welle dort unter Kontrolle zu bekommen.
Seit März kann die Regierung den harten Lockdown stufenweise wieder aufheben. Die 7-Tage-Inzidenz liegt inzwischen wieder unter 30 – nach einem Höchstwert von landesweit 885 noch vor etwa drei Monaten.
Die Maßnahmen waren hart: Wochenlang durfte man niemanden privat treffen, die Wohnung fast nur zum Lebensmittelkauf und zum Arbeiten verlassen. Ab Montag werden nun wieder die Innenbereiche von Restaurants und öffentliche Veranstaltungen erlaubt. Beinahe schon wieder Normalität.
Corona in Polen: Es muss schnell gehen
Deutlich nach unten zeigen die Corona-Zahlen auch in Polen, nachdem sie den gesamten März über unaufhaltsam in die Höhe geschnellt waren. Die Lage in den Kliniken entspannt sich erst langsam, dennoch verliert die Politik keine Zeit, Lockerungen zu verkünden.
Den gesamten Mai hindurch sollen Einschränkungen zurückgenommen werden. Museen und Galerien öffnen am 4. Mai, Hotels mit maximal 50 Prozent Auslastung am 8. Mai, Außengastronomie ab dem 15. Mai und ab dem 29. Mai auch in Innenräumen.
Wer aus einem EU-Land einreist, muss weiterhin zehn Tage in Quarantäne. Diese Pflicht kann umgehen, wer geimpft ist, oder einen gültigen negativen Test vorweisen kann.
Belgien: Politik unter Druck
Mütend – diese neue Wortschöpfung aus müde und wütend – trifft die Stimmung auch vieler Belgier aktuell. Am Samstag löste die Polizei erneut ein illegales öffentliches Treffen von mehreren Hundert Jugendlichen in einem Brüsseler Park auf. Dabei setzten Sicherheitskräfte Wasserwerfer und Tränengas ein. Vor einem Monat war eine ähnliche Versammlung gewaltsam eskaliert.
Die 7-Tage-Inzidenz fällt zwar langsam, liegt aber noch immer bei 193 Infektionen pro 100.000 Einwohnern.
Die Politik sieht sich dennoch zu Lockerungsschritten gezwungen: Ab dem 8. Mai dürfen Restaurants und Bars nach monatelanger Zwangspause wieder ihre Außenbereiche öffnen. Auch die nächtliche Ausgangssperre fällt weg.
Auch juristisch wurde der Druck auf die Regierung größer. Am Freitag urteilte ein Gericht in Brüssel, dass die Restaurant-Schließungen der letzten Monate illegal gewesen seien, berichtet der Sender RTBF. Geklagt hatte ein Gastronomieverband. Ein Pandemiegesetz ist seit Monaten in Vorbereitung und wird aktuell im Parlament diskutiert.
Corona-Lage in den Niederlanden: Lockerungen abgesagt
Geplante Lockerungen gar wieder zurücknehmen mussten am Samstag die Niederlande. Die bislang für den 11. Mai vorgesehenen Erleichterungen für Freiluftbereiche in Zoos, Vergnügungsparks oder Sporteinrichtungen werden vorerst verschoben.
Die Regierung folgte damit dem Rat von Experten, die auf eine Zunahme der Corona-Patientenzahlen in den Krankenhäusern verwiesen. Erst Mitte der Woche war die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben worden und Außenbereiche von Restaurants dürfen wieder öffnen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz lag in den Niederlanden zuletzt deutlich über 300 und war damit etwa doppelt so hoch wie in Deutschland.
- Lockerungen für Geimpfte - was gilt wo?
Auch Nordrhein-Westfalen und das Saarland führen Lockerungen bei den Corona-Regeln für vollständig Geimpfte und von einer Erkrankung Genesene ein. Was gilt wo? Ein Überblick.