Frankreichs Präsident Macron verschärft in der Corona-Krise den Ton gegenüber Impfunwilligen. Er werde sie "bis zum Ende nerven". Für seine Aussagen wird er heftig kritisiert.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich entschlossen im Kampf gegen Corona-Impfverweigerer gezeigt. Er werde Ungeimpfte "bis zum Ende nerven", indem er ihnen soweit wie möglich den "Zugang zu den Aktivitäten des sozialen Lebens" einschränken werde, sagte der Staatschef in einem Interview mit der Zeitung "Le Parisien".
Deshalb werde seine Regierung dies auch weiterhin tun. "Ich werde sie nicht ins Gefängnis stecken, ich werde sie nicht zwangsimpfen", sagte Macron über seine Strategie zum Umgang mit Impfverweigerern. Stattdessen müsse die Botschaft der Regierung an die Ungeimpften lauten:
Diese Äußerungen sorgten in der Nationalversammlung für Aufruhr. Der Sitzungspräsident musste wegen der Aufregung unter den Abgeordneten in der Nacht zum Mittwoch eine Debatte über die Verschärfung der Regeln für den sogenannten Gesundheitspass unterbrechen.
Der neue Pass soll den Druck auf Ungeimpfte erhöhen, sich doch noch gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Viele Orte des öffentlichen Lebens sind künftig nur vollständig Geimpften und Genesenen zugänglich, unter anderem Restaurants, Einkaufszentren und Kinos.
Im französischen Parlament wurde bereits vor Macrons jüngsten Äußerungen erbittert darüber gestritten. Die Opposition hatte das Projekt am Dienstag überraschend verzögert.
Opposition: Macrons Aussagen "schockierend"
Nach den Äußerungen Macrons kam deutliche Kritik aus den Reihen der Opposition. Jean-Luc Mélenchon von den radikalen Linken nannte Macrons Aussagen "schockierend". Die Rechtspopulistin Marine Le Pen warf Macron vor, die Nation zu "spalten". Er sei seines Amtes "unwürdig".
Kritiker monierten auch die Wortwahl. Als Ausdruck für "nerven" benutzte Macron das Wort "emmerder", dessen Wortstamm auf das französische Wort "merde" (Scheiße) zurückgeht. Eine solche Vokabel gehöre sich nicht für einen Präsidenten.
Mehr als 270.000 Neuinfektionen an einem Tag
In Frankreich hat die Zahl der Neuinfektionen einen weiteren Rekordwert erreicht. Innerhalb von 24 Stunden wurden 271.686 Ansteckungen registriert, so viele wie noch nie. Dies teilte die nationale Gesundheitsbehörde am Dienstag in Paris mit.
Mittlerweile dominiert in Frankreich die besonders ansteckende Omikron-Variante des Virus. Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Menschen - liegt nach jüngsten Angaben bei 1.851.
Gut 3.600 Covid-19-Patienten liegen auf der Intensivstation, etwa zehn Prozent mehr als in der Vorwoche. Etwa 80 Prozent von ihnen sind nicht geimpft.
Macron: "Lust" auf Präsidentschaftskandidatur
In dem Zeitungs-Interview äußerte sich Macron auch zu seiner möglichen Präsidentschaftskandidatur für die Wahl im April. Er habe "Lust", als Präsidentschaftskandidat anzutreten, sagte Macron.
Am 10. April findet in Frankreich der erste Wahlgang statt. Wo steht das Land?
Die Debatte um den richtigen Umgang mit den steigenden Zahlen ist auch vom Präsidentschaftswahlkampf geprägt. Die Regierung scheut derzeit vor schärferen Maßnahmen zurück, die der Wirtschaft schaden und wohl auch Wählerstimmen kosten würden. Im April endet das erste Mandat von Macron.
- Ist die Impfpflicht ein Weg aus der Pandemie?
Die Corona-Impfung trägt maßgeblich zur Eindämmung der Pandemie bei. Könnte eine Impfpflicht das Virus sogar ausrotten? Ein Überblick.