Der Marburger Bund sieht die geplanten Quarantäne-Ausnahmen für Genesene kritisch. Diese könnten zu mehr Infektionen führen, sagte Verbandschefin Johna im ZDF.
Die Vorsitzende des Marburger Bunds, Susanne Johna, im ZDF-Morgenmagazin.
Die Omikron-Variante sorgt für Diskussionen - in der Politik und in der Bevölkerung. Neue Quarantäne-Regeln sollen vor drohenden Ausfällen in der kritischen Infrastruktur bewahren. Sie sollen heute vom Bundesrat beschlossen werden.
Marburger Bund sieht Ausnahmen für Genesene kritisch
Die Regeln sehen unter anderem vor, sich nach einer nachgewiesenen Infektion oder als Kontaktperson nach sieben Tagen durch einen PCR- oder zertifizierten Antigen-Schnelltest freitesten zu können.
Kontaktpersonen von Infizierten müssen dann künftig nicht mehr in Quarantäne, wenn sie geboostert sind oder innerhalb des letzten Vierteljahrs entweder ihre zweite Impfung bekommen haben oder genesen sind.
Das gelte selbst dann, wenn sie sehr enge Kontaktpersonen seien, also etwa mit Infizierten zusammenlebten, erklärte die Vorsitzende des Ärzteverbands Marburger Bund, Susanne Johna im ZDF-Morgenmagazin.
Generell sei es aber richtig, die Quarantäne und Isolationszeiten zu verkürzen, weil die inzwischen vorherrschende Corona-Variante Omikron eine kürzere Generationszeit habe. Das bedeutet, dass die Viruslast schneller steigt, aber dann auch schneller wieder sinkt.
Der Bundestag hat die neuen Corona-Quarantäne-Regeln beschlossen, heute entscheidet der Bundesrat. Labore haben Probleme, die Flut an PCR-Test zu verarbeiten.
Johna: Zwei Schnelltest in zwei Tagen
Experten rechnen vor allem mit einem möglichen Engpass an PCR-Tests, sollte sich die Omikron-Variante des Coronavirus in den kommenden Wochen in Deutschland rasch ausbreiten. Für Krankenhaus- und Pflegepersonal etwa sieht Verbandschefin Johna eine Lösung darin, sich mit zwei Schnelltests an zwei aufeinanderfolgenden Tagen freitesten zu können.
Schnelltests seien zwar weniger verlässlich als PCR-Tests, aber eine Alternative: "Zwei Tests sind immer noch besser als einer", sagt Johna im ZDF-Morgenmagazin.
Impfpflicht auf Zeit?
Eine Impfpflicht sorgt nicht nur in der Bevölkerung für Diskussionen, auch in der Politik ist man sich weiter uneins. Konkrete Vorschläge, wie die Impfpflicht aussehen könnte oder für wen sie gelten soll, liegen bisher nicht vor.
Laut Johna könne es auch eine Pandemie-bedingte Impfpflicht geben - eine Pflicht auf Zeit also. Beispielsweise könne man sie auf zwei Jahre festlegen, dann die Lage neu evaluieren, ähnlich wie bei der epidemischen Notlage nationaler Tragweite, erklärt Johna.
Wichtig sei vor allem eines: "Impfen lohnt auch jetzt", betont Johna. Insbesondere die Booster-Impfung sei enorm wichtig, weil sie die Impfung erst vervollständige und auch das Risiko für eine Krankenhauseinweisung erheblich senke. Für das Abflachen der "Omikron-Wand" seien mehr Corona-Impfungen essentiell.
„Die Bälle rollen aus dem Norden in den Süden bei uns in Deutschland“, so Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident Schleswig-Holstein, zu den Corona-Maßnahmen.