Täglich Zehntausende neue Fälle. Omikron die vorherrschende Variante. Nichtsdestotrotz sagen Großbritannien und Dänemark so gut wie allen Corona-Maßnahmen: Goodbye und Farvel.
Dänemark und Großbritannien beenden fast alle Corona-Maßnahmen – wäre diese Strategie auch in Deutschland denkbar? Darüber diskutiert ZDFheute live mit Prof. Dr. Ulf Dittmer.
Dänemark profitiert von hoher Impfquote
Ab kommenden Dienstag müssen die Dänen an den meisten Orten keine Masken mehr tragen oder Impfnachweise zeigen, wie die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen Mittwochabend verkündete. Damit folgt ihre Regierung der Empfehlung der zuständigen Kommission, die Notfallmaßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie auslaufen zu lassen. Frederiksen bezeichnete den Schritt als Meilenstein:
Die hohe Impfbereitschaft habe sich als "Superwaffe" herausgestellt, so Frederiksen weiter. Omikron rufe seltener schwere Krankheitsverläufe hervor und die Zahl der Krankenhauseinweisungen sei verhältnismäßig gering.
Die Dänen sehen die Entwicklung weitgehend gelassen. "Wir akzeptieren das Virus als Teil des Lebens", sagt Virologe Søren Riis Paludan.
In Dänemark sind mehr als 80 Prozent der Gesamtbevölkerung zweifach geimpft, 50 Prozent haben bereits die Auffrischungsimpfung.
Experte befürchtet Probleme für Krankenhäuser, Pflegeheime oder Schulen
Ab nächstem Monat sollen nun Dänemarks Diskotheken wieder normal öffnen und Großveranstaltungen ungehindert über die Bühne gehen können - obwohl das Land derzeit Tag für Tag Rekordwerte an Neuinfektionen zählt. Bleiben sollen vorerst eine Testpflicht für einige Einreisende sowie nicht verpflichtende Empfehlungen zu Tests und anderen Vorsichtsmaßnahmen.
Experten zeigten sich teilweise skeptisch. Der Mathematiker und Epidemiologe Viggo Andreasen von der Universität Roskilde unterstützt die Lockerungen im Prinzip, hätte sich aber für eine leichte Verzögerung ausgesprochen. Er fürchtet, dass bei noch höheren Infektionszahlen so viele Menschen gleichzeitig krank sind, dass es Probleme für Krankenhäuser, Pflegeheime oder Schulen geben könnte.
Im Gesundheitswesen fehlen Fachkräfte, deswegen werden in Dänemark auch Laien ausgebildet und beschäftigt. Bevor sie zum Einsatz kommen, spritzen sie Salzwasser in Apfelsinen.
Briten kontrollieren keine Impf- oder Testnachweise bei Events mehr
In England, wo durch die Omikron-Welle hindurch relativ große Freiheiten galten, fallen nun auch die bislang noch geltenden Maßnahmen: Ab Donnerstag gilt im größten britischen Landesteil in den meisten Innenräumen keine Maskenpflicht mehr und auch die ohnehin nur bei Großveranstaltungen und in Clubs eingesetzten Impf- oder Testnachweise müssen nicht mehr kontrolliert werden.
Die Empfehlung, von zu Hause aus zu arbeiten, ist ebenfalls Geschichte. Es ist der Freedom Day 2.0 - allerdings ohne großen Knall wie im letzten Jahr, da das Land sich völlig im Sog der Partygate-Affäre um Premier Boris Johnson befindet.
Johnson steht immer stärker unter Druck. Er soll illegale Lockdown-Partys in seinem Amtssitz gefeiert haben. Nun ermittelt auch Scotland Yard.
Johnsons Regierung hat die sogenannten Plan-B-Maßnahmen auslaufen lassen, nachdem die Zahl der Neuinfektionen seit Anfang Januar rapide gefallen war. Er hatte die Beschränkungen im Dezember nur mit Unterstützung der Opposition gegen den Widerstand seiner eigenen Partei durchs Parlament gebracht.
Nun wird es wieder zur Privatsache, wer sich wo und wie vor dem Virus schützen will.
- Wo die Ansteckungsgefahr besonders hoch ist
Corona-Infektionen können im Alltag an verschiedenen Orten passieren. Wo das Ansteckungsrisiko besonders hoch ist, zeigt diese interaktive Story.