Trotz verschärften Shutdowns bleibt die Corona-Lage angespannt. Die Bundesregierung arbeitet auf eine Inzidenz von 50 hin - für Virologen Stöhr ein realitätsfernes Lockdown-Ziel.
Wie bekommen wir die Corona-Zahlen runter? Welche Maßnahmen besser bei der Eindämmung des Coronavirus helfen, dazu gehen die Meinungen auseinander. Die Bundesregierung setzt auf eine Minimierung der Inzidenz-Zahlen auf 50.
Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es einen harten Lockdown mit strikten Kontaktbeschränkungen und Betriebschließungen, stellt Gesundheitsexperte Karl Lauterbach einmal mehr im ZDF fest. Dann könne man die Inzidenz-Ziele erreichen, die notwendig sind, um die Anzahl der Todesfälle und der Erkrankten zu reduzieren. Hohe Todeszahlen könne kein Politiker verantworten.
Stöhr: Wir müssen von der "Wünsche- in die Realitätssphäre"
Epidemiologe und Virologe Klaus Stöhr schließt sich Lauterbach im ZDF-Interview zwar grundsätzlich an. Allerdings sieht der Experte Betriebs- oder Schulschließungen nicht als Mittel der Wahl. Man müsse sich von der "Wünsche- in die Realitätssphäre begeben".
"Es reicht nicht aus zu sagen, wir wollen "zero Corona", man muss auch irgendwie dahin kommen", sagt Stöhr.
Atemwegserkrankungen im Winter häufiger
Und selbst "wenn wir das theoretisch erreichen könnten, könnten wir die Zahl nicht halten". Man müsse berücksichtigen, dass im Winter die Ausbreitung von Atemwegserkrankungen auf einem 10- bis 15-fach höheren Niveau sei.
Um das zu verstehen, brauche man nur in die Nachbarländer wie Frankreich, Österreich oder Großbritannien schauen, die viel versucht hätten und erfolgreich waren, eine niedrige Inzidenz dann aber nicht halten konnten.
"Ich würde mir wünschen, dass man auf eine Inzidenz von 50 runterkommen kann. Ich bezweifele das aber einfach aus meinen Erfahrungen bei der Vorbereitung der Pandemie-Bekämpfung."
Virologe: Lockdown bis April unrealistisch
Wenn man von Betriebs- und Schulschließungen rede, über Wochen einen harten Lockdown fahre, dann müsse man am Ende auch eine Exit-Strategie haben. "Wenn man das machen will, muss man das bis April durchziehen. Und das sehe ich einfach nicht von der Machbarkeit."
Deutschland sei ein reiches Land und habe die ökonomischen Möglichkeiten einen harten Lockdown zu fahren, "aber es müsse dann auch durchhaltbar sein, man muss die Menschen mitnehmen und das sehe ich einfach in der Balance nicht".
Seit November ist Deutschland im Shutdown - doch die Corona-Lage bleibt angespannt. Am Dienstag beraten Bund und Länder über das weitere Vorgehen.