Gesundheitsminister Karl Lauterbach hält Lockerungen der Corona-Maßnahmen Anfang bis Mitte April für möglich. Zum jetzigen Zeitpunkt halte er Lockerungen "für verrückt".
Die Sieben-Tage-Inzidenz erreicht seit Wochen immer wieder Höchstwerte. Unterdessen geht die Debatte um mögliche Lockerungen weiter.
Lockerungen der Corona-Maßnahmen sind nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erst in einigen Wochen möglich. Lauterbach sagte am Sonntag bei Bild TV:
Davon sei er "fest überzeugt", so Lauterbach. Voraussetzung sei allerdings, dass Mitte Februar wie erwartet die Omikron-Welle ihren Höhepunkt erreicht. "Man darf das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erschossen ist", warnte Lauterbach.
Lauterbach: Aktuell zu lockern "verrückt"
Der Gesundheitsminister konnte sich vorstellen, dass auf der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz über Lockerungen diskutiert wird. Ob es tatsächlich zu Lockerungen kommt, "hängt davon ab, wie wir dann stehen."
Zum jetzigen Zeitpunkt ist Lauterbach strikt gegen Lockerungen: Er halte es "für verrückt", wenn bei Höchstzahlen von Infizierten und einer funktionierenden Strategie die Maßnahmen gelockert würden.
Wann können die Corona-Maßnahmen gelockert werden? Grüne und SPD wollen noch abwarten. Die FDP drängt dagegen auf schnelleres Öffnen - darauf hofft auch die Gastronomie.
Gesundheitsminister: Corona-Maßnahmen "retten Leben"
Der Minister fragte: "Was wäre in Deutschland, wenn wir vorgehen würden wie in England?" Seine Antwort: "Dann hätten wir pro Tag über den Daumen gepeilt vielleicht 300 Tote. Wir haben aber deutlich weniger, nämlich 60 bis 80."
Mit den Maßnahmen "retten wir jeden Tag Leben", betonte Lauterbach. Er warb erneut für die allgemeine Impfpflicht:
Lauterbach: Impfpflicht ab 18 Jahren
Der Minister machte deutlich, dass dies nur für eine Impfpflicht für alle Erwachsenen ab 18 Jahren gelte: "Wenn wir eine Impfpflicht machen ab 50 oder für jeden Zweiten, dann haben wir nachher eine Riesendebatte um eine Impfpflicht gehabt, aber das Problem ist noch immer nicht gelöst."
In der Gruppe der 18- bis 50-Jährigen seien viele, die auch schwer erkranken könnten und die geschützt werden müssten.
Hessen schafft heute die 2G-Regelung im Einzelhandel ab. Zudem sind bei Großveranstaltungen wieder mehr Zuschauer und Zuschauerinnen zugelassen.
Merz: Kein Vorschlag zur Impfpflicht akzeptabel
Lauterbach zeigte sich zuversichtlich, eine Impfpflicht auch gegen den angedrohten Widerstand der Union um den CDU-Vorsitzenden Friedrich Friedrich Merz durch den Bundestag bringen zu können.
Merz hatte am Wochenende angekündigt, keinen der bislang im Bundestag vorgelegten Vorschläge unterstützen zu wollen. Diese reichen von einer Impfpflicht für alle ab 18 Jahren bis zur völligen Ablehnung einer Impfpflicht.
Kritik an RKI-Chef Lothar Wieler
Kritik äußerte Lauterbach unterdessen am Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, für dessen mangelhafte Kommunikation der Verkürzung des Corona-Genesenenstatus von sechs auf drei Monate:
Es gehe nicht an, dass er als Minister gleichzeitig mit den Bürgern erfahre, dass es einen neuen Status gebe. "Das ist ja klar, und darüber ist offen gesprochen worden." Das dürfe sich "nicht wiederholen".
Wieler genießt weiter Vertrauen von Lauterbach
Gleichzeitig sah der Minister keinen Grund für personelle Konsequenzen: Wieler habe "zwei Jahre lang eine sehr wichtige und gute Arbeit gemacht und genießt weiter mein Vertrauen. So einfach ist das."
Hintergrund der Diskussion ist, dass der designierte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem "Spiegel" gesagt hatte, dass sich Wieler des "Vertrauens der FDP" nicht mehr sicher sein könne.
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