Spanien und Polen heben sie auf, Österreich und Italien lockern sie: In mehreren Ländern wird die Quarantänepflicht neu geregelt. Auch in Deutschland könnte sie aufgeweicht werden.
In mehreren Ländern Europas werden die Regeln zur Quarantänepflicht in der Corona-Pandemie neu festgelegt. Ab heute wird eine Corona-Infektion in Spanien wie eine "normale" Krankheit ähnlich einer Grippe behandelt - weder ein Test noch häusliche Isolation sind noch Pflicht.
Auch in Polen treten die Masken- und Quarantänepflicht ab heute außer Kraft. Es reiche, wenn Corona-Infizierte mit einer Krankschreibung zuhause blieben, teilte Gesundheitsminister Adam Niedzielski vergangene Woche in Warschau mit. Zur Begründung der Lockerungen sagte der Minister, seit zwei Wochen beobachte man einen Rückgang der Neuinfektionen, dieser Trend habe sich in den vergangenen Tagen noch verstärkt.
In Großbritannien trat die Quarantänepflicht bereits Ende Februar außer Kraft.
In vielen Ländern werden die Corona-Beschränkungen nach und nach aufgehoben. Zu früh? In Schottland ist die Zahl der Klinikeinweisungen bereits auf einem Rekordhoch.
Italien: Kontaktpersonen dürfen Häuser verlassen
In Italien und in der Schweiz wurden die Quarantäne-Vorschriften fast vollständig aufgehoben: Künftig müssen sich nur noch Infizierte isolieren, Kontaktpersonen dürfen ihre Wohnung jederzeit verlassen.
Ein neue Quarantäne-Regelung ist auch in Österreich vergangene Woche in Kraft getreten: Demnach kann die Isolation von Infizierten ab dem fünften Tag auch ohne Freitesten enden, allerdings unter gewissen Auflagen. Diese Neuregelung kam auf Bitten der Kliniken, Alten- und Pflegeheime angesichts der Personalengpässe zustande, teilte der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) mit. Derzeit dürften viele Mitarbeiter, die sich trotz Corona-Infektion gesund fühlen, nicht arbeiten gehen.
Gassen: Keine Quarantäne für positiv Getestete ohne Symptome
Auch die Krankenhäuser in Deutschland haben während der Omikron-Welle mit einem massiven Personalausfall zu kämpfen. Angesichts vieler Corona-Infektionen mit eher milden Verläufen hat der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, Änderungen bei Quarantänevorgaben vorgeschlagen.
Schnelle und enorm viele Ansteckungen sowie glücklicherweise meistens leichtere Erkrankungsverläufe prägten die Omikron-Variante, sagte Gassen am Freitag. Zumindest positiv Getestete ohne Symptome sollten ihm zufolge künftig nicht mehr automatisch in Quarantäne geschickt werden.
RKI-Chef kündigt Anpassungen bei Regelung an
Auch Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), sieht Anpassungsbedarf bei den derzeitigen Regeln zur Quarantäne. Angesichts der hohen Infektionszahlen in Deutschland sei es nicht mehr möglich, die Quarantäne-Regeln "stringent durchzusetzen", sagte er während einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag.
Wie eine Neuregelung genau aussehen werde, "das wird ja kontinuierlich verhandelt", so Wieler weiter. "In den nächsten Tagen wird es dann wieder neue Beschlüsse geben", sagte er.