Trotz Teil-Shutdown zeigt der Corona-Trend in die falsche Richtung. Das RKI bemängelt: zu viele Kontakte. Ein Überblick über die Kontaktwerte und Mobilität in Deutschland.
Reduzieren die Menschen in Deutschland ihre Kontakte während des derzeitigen Teil-Shutdowns? Sie sollten - das bekräftigt zumindest RKI-Chef Lothar Wieler.
Und stellt zugleich klar: Es muss eine Veränderung her. Doch wie sieht die aktuelle Lage aus? Ein Überblick.
Kontaktreduzierung in Deutschland
Mit einer Kontaktreduktion von zuletzt rund 40 Prozent bleibt der Effekt des jetzigen Teil-Shutdowns hinter den Maßnahmen des Frühjahrs zurück. Das zeigt ein Modell von Benjamin Maier und Dirk Brockmann von der Humboldt-Universität Berlin.
Zum Vergleich: Im Frühjahr lag die Kontaktreduktion bei rund 60 Prozent. Der Wert nahm daraufhin zwar ab - lag bis Juli jedoch weiterhin über dem jetzigen Niveau. Gleichzeitig sanken die Infektionszahlen.
Für RKI-Chef Wieler war das ein Beispiel für ein "erfolgreiches Eingreifen". Auch jetzt brauche es wieder eine hohe Reduktion.
Beispiel Irland: Erfolg durch Kontaktreduzierung
Dass eine schnelle und deutliche Kontaktreduktion einen Erfolg bringt, verrät der Blick über den Tellerrand - etwa nach Irland. Das Land ging im Oktober in einen Lockdown - die Kontakte wurden stark reduziert. So waren etwa private Treffen wochenlang verboten. Und zur Arbeit ging nur, wer unverzichtbar war.
Die Folge: sinkende Infektionszahlen.
Für die Experten ist dabei wichtig: ein starkes und schnelles Handeln. Die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina resümiert:
Mobilität in der Corona-Pandemie
Um die Neuinfektionen nachhaltig zu senken, braucht es auch eine Senkung der Mobilität.
Im Laufe des ersten Shutdowns im Frühjahrs sank diese deutlich im Vergleich zum Jahr 2019. Laut Mobilfunkdaten waren die Menschen Ende März 39 Prozent weniger unterwegs als normalerweise. Dann nahm die Mobilität wieder zu und erreichte im Juli das Vorjahresniveau - also Normalität.
Wenige Monate später soll die Vermeidung von Kontakten wieder ein Schlüssel im Anti-Corona-Kampf sein. Doch im derzeitigen Teil-Shutdown, der seit 2. November beziehungsweise der 45. Kalenderwoche gilt, ändern die Menschen ihr Leben deutlich weniger als im Frühling.
Anfang Dezember, zu Beginn der Vorweihnachtszeit, ging die Mobilität sogar nur 11 Prozent zurück.
Bleibt also als letzter Ausweg nur ein harter Lockdown? Robert Wieler schließt das beim RKI-Briefing nicht aus:
Zustimmung zu Corona-Maßnahmen
Doch wollen die Menschen in Deutschland überhaupt verschärfte Anti-Corona-Maßnahmen? Im aktuellen ZDF-Politbarometer erklärt eine Mehrheit von 49 Prozent: Die aktuell geltenden Corona-Maßnahmen müssten härter ausfallen. Das sind 18 Prozent mehr als vor zwei Wochen.
Zudem plädieren 73 Prozent für einen harten Shutdown, ähnlich wie im Frühjahr, falls die hohen Infektionszahlen in den nächsten Wochen nicht zurückgehen.