BDI-Chef Russwurm fordert bei "maybrit illner" eine Aufklärung der Corona-Infektionswege. Es sei enttäuschend, dass man nicht mehr über die Ausbreitung wisse, erklärte er.
Industriepräsident Siegfried Russwurm hat die Politik aufgefordert, die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nicht allein an Inzidenzzahlen festzumachen.
In der ZDF-Sendung "maybrit illner" sagte Russwurm am Donnerstag: "Ich glaube nicht, dass diese Pandemie so eine einfache Regel - auf eine Zahl projiziert - zulässt." Es sei enttäuschend, dass man nach einem Jahr nicht mehr über die Ausbreitungsmechanismen wisse, so der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
Russwurm fordert zielgerichtete Maßnahmen
Eine Zahl dürfe nicht über Wohl und Wehe ganzer Regionen entscheiden. Russwurm weiter:
Nachdrücklich setzte sich Russwurm für unbürokratische finanzielle Hilfen für in Not geratene Unternehmen ein. Jedem, der wegen der Pandemie nicht arbeiten dürfe, müsse geholfen werden. Hier gelte, wer schnell helfe, helfe doppelt.
Altmaier: "Vorsichtig optimistisch"
"Da können wir noch optimieren", sagte er. Seine These heiße:
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zeigte sich "vorsichtig optimistisch", dass die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei ihrer für den 3. März geplanten Konferenz Lockerungen diskutieren können. Die Inzidenzen seien stark gesunken, immer mehr Menschen würden geimpft und es beginne die Zeit, in der mehr Aktivitäten im Freien stattfinden können.
Wie sinnvoll ist der Shutdown?
Claus Ruhe Madsen (parteilos), Oberbürgermeister Rostock, von 2013 bis 2019 Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Rostock, betonte, dass man neues Wissen benötige, denn die Antwort könne nicht immer sein "Wir machen einen Lockdown".
Wenn man Friseure öffnet, weil es gut für die Gesundheit sei, dann solle man laut Madsen auch Sport, Kunst und Kultur öffnen, weil das "auch gut für die Gesundheit ist". Seiner Ansicht nach müsse man die digitalen Instrumente mehr einbinden und auch die Anträge auf Staatshilfen einfacher gestalten.
Wirtschaftsministerium im Shutdown?
"Die wichtigste Aussage ist: 100 Prozent sind von Corona betroffen", fügte der Rostocker Oberbürgermeister hinzu. Für Sina Trinkwalder, Gründerin des Augsburger Textilherstellers Manomama, stand fest "niemals in Kurzarbeit gehen", denn ihre Angestellten brauchen Sicherheit.
Ihrer Ansicht nach lasse man die kleinen Unternehmen aktuell hängen, obgleich die es sind, "die das Leben schön machen, für uns da sind und uns die Würde wiedergeben". Ihrer Ansicht nach befinde sich einzig das Wirtschaftsministerium richtig im Lockdown.
Rosenfeld: Brauchen Schritte ins Normale
Die Gründerin betonte, "wenn wir Mittelständler gesund gewirtschaftet haben die letzten zehn Jahre, haben wir ein bisschen Puffer und können es ohne Staatshilfe schaffen". Dagmar Rosenfeld, "Die Welt"-Chefredakteurin, forderte Lockerungsperspektiven, denn:
Sie erklärte anhand von Frankreich, dass man sich trauen müsse, Schritte ins Normale zu machen. Gleichzeitig kritisierte Rosenfeld die Auszahlung der Hilfen und bezeichnete das Vorgehen als "unverzeihlich": "Die Abschlagszahlungen decken für viele Unternehmer gar nicht die Kosten, die sie haben".
Kati Witt: Für viele geht es ums "Überleben"
Katarina Witt, Unternehmerin und mehrfache Eiskunstlauf-Olympiasiegerin sowie Europa- und Weltmeisterin, betonte, dass gerade die kleinen Betriebe "wunderbare Konzepte" haben, man müsse ihnen nur auch eine Chance geben.
Sie prangerte an, dass viele keine Unterstützung erhalten haben und "die Soloselbständigen, die seit März 2020 arbeitslos sind, einfach durchs Raster gefallen sind". Sie verstehe daher, dass die Menschen verzweifelt sind, denn "es geht ums nackte Überleben".