Eigentlich ist das Land in Mittelamerika ein Corona-Risikogebiet - aber inmitten der Pandemie wird Mexiko zur Tourismus-Oase. Wie passt das zusammen?
Solche Bilder haben Strahlkraft: Am Valentinstag spazierte Amazon-Chef Jeff Bezos in der prallen Sonne Mexikos gemeinsam mit Freundin Lauren Sanchez am Hafen von Cabo San Lucas. Im Schlepptau eine Horde von Fotografen, die die Bilder eines der reichsten Männer um die Welt schickten. "Ich habe so viel Energie wie noch nie", wurde Bezos zitiert. Für Mexikos Tourismus-Branche sind solche Momente Gold wert.
Auch inmitten der Corona-Pandemie heißt Mexiko Hunderttausende internationale Touristen an seinen Stränden willkommen, während andere Länder in der Region den Tourismus heruntergefahren haben.
Nicht einmal ein negativer Test bei Einreise nötig
Mit bislang über 177.000 Corona-Toten und einer Impfkampagne, die noch am Anfang steht, gehört Mexiko eigentlich zu den Risikozielen. Die Johns-Hopkins-Universität zählt in Mexiko 140 Sterbefälle pro 100.000 Einwohner - das wären die meisten in ganz Lateinamerika; im weltweiten Vergleich liegt das Land auf Platz 15.
Drogenkrieg im Urlaubsparadies: Los Cabos ist ein beliebtes Ziel für amerikanische Multimillionäre, aber auch für mexikanische Drogenhändler. Die Region kämpft gegen die Gewalt der Kartelle.
Tourismuszielgruppe sind jene Menschen, die in den USA oder Europa den Lockdown umgehen wollen. Sie brauchen zur Einreise nicht einmal einen negativen PCR-Test vorzuweisen. Der Einbruch der Touristenzahlen fällt dadurch weitaus geringer aus als in anderen Ländern.
Branchen-Einbruch hielt sich vergleichsweise in Grenzen
Der Welttourismus-Organisation zufolge war 2020 das schlimmste Jahr für die Branche. Die Corona-Pandemie ließ die weltweit die Flüge um 74 Prozent gegenüber dem Vorjahr einbrechen. In Mexiko aber hielt sich der Einbruch vergleichsweise in Grenzen: Auch wenn die letzten Zahlen des Jahres 2020 noch fehlen, gehen die örtlichen Tourismusbehörden von einem Einbruch von "nur" 44 Prozent aus. Rein wirtschaftlich betrachtet ist das ein Erfolg.
"Die mexikanischen Behörden haben Lufträume offengelassen", sagt Gustavo Armenta von der Tourismusbehörde Sectur. Dass Mitbewerber aus der Karibik wie Kuba oder die Dominikanische Republik ihre Lufträume geschlossen und Restriktionen verkündet hätten, seien Faktoren, die den Tourismus nach Mexiko umgeleitet hätten.
Präsident setzt auf Amulette statt Abstandsregeln
Hinzu kommt, dass Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador von Beginn der Krise an Gegner eines scharfen Schließungskurses war. Er selbst wehrte sich lange gegen die allgemeinen Hygienemaßnahmen, setzte lieber auf den Schutz von Amuletten und erkrankte schließlich selbst an Covid-19. Inzwischen ist Lopez Obrador wieder gesund, wird aber wegen einer schleppenden Impfkampagne kritisiert.
Die Statistik offenbart, woher die meisten Touristen nach Mexiko kamen: Der überwiegende Teil (65 Prozent) reiste aus den USA ein, weitere zwölf Prozent aus Kanada. Aber auch aus Europa kamen einige Touristen an die touristischen Hotspots wie Cancún, Playa del Carmen, Los Cabos oder Puerto Vallarta.
Harte Kritik für US-Senator Cruz in Mexiko
Hugo López-Gatell aus dem Gesundheitsministerium ist das medial wahrgenommene Gesicht der mexikanischen Pandemiebekämpfung. Er bekräftigte erst vor wenigen Wochen, dass Mexiko seine Strategie der offenen Grenzen beibehalten werde. Es sei dokumentiert, dass Reisende generell keine Risikopersonen darstellen würden:
Vor ein paar Tagen durfte sich Mexiko noch über einen weiteren prominenten Touristen freuen. Während der US-amerikanische Bundesstaat Texas nördlich der Grenze unter einer historischen Kältewelle litt, reiste der republikanische Senator Ted Cruz noch schnell nach Mexiko. Sein Ziel: Das mollig warme Cancún.
In den sozialen Netzwerken wurde Cruz dafür hart kritisiert. Nicht wegen der Corona-Krise, sondern weil er seinen Bundesstaat inmitten der Wetter-Krise im Stich gelassen habe. "Es war offensichtlich ein Fehler", räumte Cruz hinterher ein. Cancún aber freute sich auch über diese weitere kostenfreie Werbung.
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