Vor den erneuten Beratungen von Bund und Ländern zum Corona-Shutdown fordern Vertreter der Wirtschaft Lockerungen. Es gibt aber auch Stimmen für eine Verlängerung der Maßnahmen.
Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger, hat vor dem Abbau von Arbeitsplätzen gewarnt, falls Bund und Länder bei ihrer Konferenz zu den Corona-Maßnahmen am Mittwoch kein "Öffnungsszenario" beschließen sollten.
Aus Sicht der Arbeitgeber wäre es "nicht nachvollziehbar", die Restriktionen fortzuführen, wenn es nicht zugleich "endlich ein klares und regelbasiertes Öffnungsszenario" gebe, sagte Dulger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Dulger: "kurz vor zwölf"
Vielen Unternehmen in Deutschland fehle "jeglicher Planungshorizont", kritisierte der BDA-Präsident.
Bund und Länder müssten eine klare Öffnungsperspektive schaffen, forderte auch der Handelsverband Deutschland. Ein Stufenplan für den Weg aus dem Lockdown müsse für den Einzelhandel auch bei Inzidenzwerten über 50 Lockerungsmaßnahmen vorsehen, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der Deutschen Presseagentur (dpa).
Dehoga: Brauchen klare Kriterien
Auch Vertreter des Gastronomie- und Hotelgewerbes forderten von der Bund-Länder-Konferenz konkrete Öffnungsperspektiven. Die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, sagte der dpa:
"Stimmung und Lage im Gastgewerbe sind katastrophal", so Hartges weiter. "Verzweiflung und Zukunftsängste machen sich in der Branche breit. 75 Prozent der Betriebe bangen um ihre Existenz."
Friseure: Shutdown fördert Schwarzarbeit
Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks wiederum hofft darauf, dass die Läden des Gewerbes bereits am Montag wieder öffnen dürfen. "Die 240.000 Friseure in Deutschland hoffen auf den Re-Start des Friseurhandwerks zum 15. Februar", sagte Verbandspräsident Harald Esser dem RND.
Er warnte, dass eine längere Schließung der Friseursalons negative Auswirkungen auf die Pandemie-Bekämpfung haben könnte. Der Shutdown führe zu wachsender Schwarzarbeit in dem Gewerbe. Friseur-Dienstleistungen seien jedoch nur in professionellen Salons sicher.
Ministerpräsident Hans warnt vor Lockerungen
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans warnte vor den Bund-Länder-Beratungen derweil vor voreiligen Lockerungen. Momentan seien die Zahlen für große Lockerungen nach wie vor zu hoch, sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post".
Es wäre "ein Fehler, jetzt einfach wieder zu öffnen, nur weil ein bestimmtes Datum erreicht ist."
Auch Hamburgs Bürgermeister für Verlängerung
Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher sprach sich gegenüber dem RND für eine Verlängerung des Lockdowns aus und rief zu einem einheitlichen Vorgehen auf.
Der Rückhalt für die Corona-Einschränkungen sei weiterhin hoch. Aber viele Bürgerinnen und Bürger erwarteten ein zwischen Bund und Ländern abgestimmtes und konsequentes Vorgehen, so Tschentscher.
- Corona: Wie die Länder lockern wollen
Die Ministerpräsidenten stellen Pläne für eine schrittweise Öffnung vor. Gesundheitsminister Spahn hält statische Vorgaben für eine schlechte Idee - das Virus sei zu dynamisch.
Beratungen am Mittwoch
Der seit Mitte Dezember in Deutschland geltende harte Shutdown ist bislang bis kommenden Sonntag befristet. Am Mittwoch wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder über das weitere Vorgehen beraten.