Schnell noch anstehen für den Piks, der mehr Freiheit gewährt: In Österreich war der Zulauf zu den Impfstationen am Wochenende hoch. Ab heute gilt dort überall die 2G-Regel.
In Lokalen, Restaurants und beim Friseur gilt in Österreich ab jetzt landesweit die 2G-Regel. Deswegen lassen sich viele Menschen jetzt doch impfen.
Ab heute gilt in Österreich 2G - nun lassen sich plötzlich viele impfen, die das vorher abgelehnt hatten.
Lange Schlangen vor Impfstationen
Die Schlange vor einer Pop-up-Impfstation in Linz ist plötzlich lang: Sie habe keine Lust mehr zu testen, deshalb ließe sie sich jetzt eben doch impfen, erklärt eine Frau. Leider müsse man sich jetzt impfen, klagt eine andere. Er lasse sich impfen, damit er seine Ruhe habe vor dem ganzen Theater, ergänzt ein Dritter.
Genau das ist wohl die Intention hinter der neuen 2G-Regelung in Österreich. Menschen zum Impfen zu bewegen, die bis jetzt gezögert haben: "Wir müssen mit der Impfquote nach oben kommen," sagte Österreichs Bundeskanzler Alexander Schallenberg, als er die 2G-Regelung für ganz Österreich ab Montag ankündigte.
Neuinfektionen auf Höchststand
Die Zahl der Neuinfektionen hat am Wochenende einen neuen Rekord erreicht, die 7-Tage Inzidenz ist mit 599,6 so hoch wie noch nie. In den Krankenhäusern stieg die Zahl der Corona-Pantienten, auch auf den Intensivstationen. Aus Sorge, die Intensivstationen könnten an ihre Belastungsgrenze kommen, hat die österreichische Regierung jetzt verfügt, dass ab Montag nur noch zum Friseur oder ins Restaurant darf, wer geimpft oder genesen ist. Eine Übergangsfrist von vier Wochen gibt es für Leute mit nur einem Piks und negativem PCR-Test.
Die Bundesregierung hatte lange mit einer Reaktion auf die deutlich steigenden Infektionsraten gezögert, Tourismusministerin Elisabeth Köstinger hatte sich gar zu dem Kommentar hinreißen lassen, es sei "oberstes Ziel", dass eine Wintersport-Saison stattfinden könne.
Impfquoten in Tourismus-Hotspots gering
Doch gerade in den Tourismusgegenden Salzburg, Oberösterreich und Kärnten sind die Impfquoten unterdurchschnittlich. Und in Salzburg und Oberösterreich ist die Zahl der Neuinfektionen mit jeweils mehr als 900 überdurchschnittlich. Kommentatoren fragten sich, ob die Gesundheit der Menschen nicht "oberstes Ziel" der Regierung sein müsste.
Ischgl in Tirol – von hier verbreitete sich das Corona-Virus im März 2020 in ganz Europa. Jetzt haben Betroffene den österreichischen Staat verklagt.
Es waren einige Landeshauptleute, die zuletzt Druck gemacht hatten. Denn, so zeigen Daten der Gesundheitsbehörden, auch bei Geimpften ist die Inzidenz inzwischen jenseits der 200er Marke (bei Ungeimpften ist sie etwa dreimal höher). Bei ihnen verläuft die Krankheit allerdings weit weniger schwer.
"Schnitzel-Lockdown" in aller Munde
Nun redet das Land vom "Schnitzel-Lockdown": Weil klar ist, dass es im Wirtshaus nur noch Schnitzel für Geimpfte gibt. Impf-Nudging (Impf-Anstoßen) nennen Millenials die Strategie der Bundesregierung. Vor knapp einem Jahr erreichte sie mit einer ähnlichen Aktion - nur noch mit Test zum Friseur - immerhin, dass sich Österreich mit der Idee anfreundete, regelmäßig testen zu gehen.
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Inzwischen ist in Österreich auch die Booster-Impfung für alle möglich. In Wien soll zudem eine Impfstraße für Kinder ab fünf Jahren eingerichtet werden, für eine sogenannte Off-Label Impfung. Nach einem Beratungsgespräch mit den Eltern wird die ohnehin bereits von einigen Ärzten durchgeführt.
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